Krisen kommen – der Hunger bleibt
Wenn die Börsen zittern, suchen Anleger Sicherheit. Und oft landen sie dort, wo der Alltag beginnt: beim Frühstückstisch. Kaffee, Brot, Bier – was banal klingt, ist an den Kapitalmärkten ein strategischer Rückzugsort. Denn gegessen und getrunken wird immer – auch wenn die Konjunktur auf Talfahrt ist.
Genau auf diesem Gedanken basiert der iShares Stoxx Europe 600 Food & Beverage ETF. Wer sich diesen Fonds ins Depot legt, investiert automatisch in Europas Schwergewichte der Konsumgüterbranche – allen voran: Nestlé, Anheuser-Busch InBev und Diageo. Keine Tech-Fantasie, kein Turnaround-Zock. Sondern: stabile Marken, stabile Umsätze, stabile Nerven.
Warum Defensive wieder gefragt ist
Nach Jahren des Tech-Optimismus kehrt 2025 ein altbekannter Reflex zurück: Qualität vor Wachstum. Die Anleger flüchten aus zyklischen Sektoren, suchen planbare Cashflows. Defensive Branchen wie Nahrungsmittel und Getränke stehen wieder im Fokus.
Denn: Wer Toastbrot verkauft, ist nicht von der nächsten Leitzinsentscheidung der EZB abhängig. Wer Tiernahrung herstellt, braucht kein KI-Update. Das honoriert der Markt.
Der iShares-ETF liegt seit Jahresbeginn rund 7,5 % im Plus – mehr als der breite Euro Stoxx 600. Und mit rund zwei Prozent Dividendenrendite liefert er immerhin etwas Ertrag zum Durchhalten.
Das Klumpenrisiko heißt Nestlé
Doch ganz ohne Haken kommt auch dieser ETF nicht aus. Rund 30 Prozent des Fondsvolumens entfallen allein auf Nestlé. Wer also meint, mit einem ETF automatisch breit gestreut zu sein, wird hier eines Besseren belehrt. Die Schweizer sind ein Gigant – aber auch ein Risikofaktor. Läuft die Aktie nicht, bleibt der ganze Fonds zurück.

Nestlé selbst kämpfte zuletzt mit stagnierenden Margen und wachsender Kritik an Zuckerbomben und Wasserrechten. Zwar liegt das KGV mit aktuell 18 unter dem historischen Durchschnitt – doch echte Wachstumsfantasie fehlt. Das macht den ETF zwar planbar, aber nicht spannend.
Ein Fondskorb mit bekannten Namen
Neben Nestlé tummeln sich im ETF weitere Markenriesen: Die Brauereigruppe Anheuser-Busch InBev bringt Budweiser und Beck’s ins Portfolio, Diageo sorgt für Smirnoff und Baileys.
Heineken, Danone, Pernod Ricard – das ist europäischer Markenadel. Insgesamt enthält der ETF 27 Titel, die Top 10 machen allerdings über 80 Prozent des Fondsvolumens aus.
Wer hier investiert, kauft kein Wagnis, sondern eine Art Konsum-Essenz Europas. Das ist sicher – aber nicht spektakulär.
Der Blick auf die Zahlen
Langfristig ist die Performance solide, aber nicht berauschend. Seit 2019 legte der ETF um 7,6 % zu – in Summe. Das entspricht einer jährlichen Rendite von gerade einmal 1,5 %. Für Anleger, die auf Outperformance hoffen, ist das dürftig. Für alle, die Stabilität suchen, ist es ein Anker.
Die Volatilität liegt mit 13,4 Prozent deutlich unter dem Marktdurchschnitt. Die laufenden Kosten: moderate 0,46 Prozent. Das Fondsvolumen: überschaubare 222 Millionen Euro – kein Megafonds, aber etabliert.
Das große Aber
Auch wenn die Idee verlockend ist – Sicherheit gibt es an der Börse nie ohne Preis. Die schwache historische Rendite, die starke Konzentration auf wenige Titel und die Abhängigkeit von einem Einzelwert wie Nestlé machen den ETF nicht zum Allheilmittel.
Zudem ist die Branche zwar defensiv, aber keineswegs risikofrei. Der Preisdruck durch Handelsketten, sich ändernde Konsumtrends (weniger Alkohol, mehr Vegan) und regulatorische Risiken bleiben bestehen. Unternehmen, die sich nicht anpassen, werden abgehängt – auch im ETF.
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