05. Februar, 2025

Finanzen

Der Schuldenberg wächst: Wie sicher sind Staatsanleihen wirklich?

Die Märkte schwanken, Unsicherheiten nehmen zu – doch mit kluger Anlagestrategie lassen sich Risiken begrenzen.

Der Schuldenberg wächst: Wie sicher sind Staatsanleihen wirklich?
Die USA steuern auf eine Rekordverschuldung zu, während europäische Staaten ihre Haushalte mit neuen Schulden stützen. Gleichzeitig kaufen Notenbanken immer weniger Anleihen, was die Kurse unter Druck setzen könnte.

Die Stimmung an den Finanzmärkten ist angespannt. Nach Monaten der Euphorie mehren sich die Anzeichen für ein raueres Börsenklima. Der jüngste Kursrutsch bei Tech-Aktien hat viele Investoren aufgeschreckt – besonders der plötzliche Einbruch des KI-Giganten Nvidia sorgte für Nervosität. Steht der Markt vor einer Blase? Wird die Zentralbank weiter die Zinsen senken? Und wie stark beeinflusst die geopolitische Unsicherheit die Börsen?

Für Anleger bedeutet das: Jetzt ist Absicherung gefragt. Eine bewährte Strategie, um das Risiko im Portfolio zu senken, sind Anleihen. Besonders Staatsanleihen mit hoher Bonität bieten attraktive Renditen – und schützen das Vermögen vor plötzlichen Kurseinbrüchen an der Börse.

Renaissance der Anleihen

Lange Zeit galten Anleihen als wenig attraktiv. Die lockere Geldpolitik der Notenbanken drückte die Zinsen gegen Null, Anleger fanden kaum Rendite in festverzinslichen Wertpapieren. Doch das hat sich geändert. Durch die Zinserhöhungen der vergangenen Jahre sind Staatsanleihen wieder eine lohnende Alternative für Investoren, die Stabilität suchen.

„Besonders bei mittleren bis längeren Laufzeiten sind die Renditen derzeit interessant“, sagt Nicola Mai, Anleiheexperte beim Vermögensverwalter Pimco.

Tatsächlich bieten zehnjährige US-Staatsanleihen derzeit rund 4,5 Prozent Rendite – fast doppelt so viel wie vergleichbare deutsche Bundesanleihen.

Das liegt vor allem an den Zinserwartungen. Während in Europa und den USA mit weiteren Zinssenkungen gerechnet wird, sind die Renditen aktuell noch hoch. Das eröffnet Chancen: Wer jetzt Anleihen kauft, sichert sich langfristig stabile Erträge – und kann im Falle sinkender Zinsen sogar Kursgewinne erzielen.

Herausforderungen für Anleger

Doch Anleihen sind nicht frei von Risiken. Besonders das Währungsrisiko spielt eine Rolle: Wer als europäischer Investor in US-Staatsanleihen investiert, setzt sich den Schwankungen zwischen Dollar und Euro aus. Sollte der Dollar an Wert verlieren, schmälert das die Rendite.

Experten wie Lotfi Karoui von Goldman Sachs halten dieses Risiko allerdings für überschaubar. „Der US-Dollar ist historisch stark, und das wirtschaftliche Wachstum in den USA bleibt robuster als in Europa. Das spricht für eine weiterhin stabile Währung“, sagt er.

Ein weiteres Problem: die steigende Staatsverschuldung. Besonders die USA geben Jahr für Jahr neue Anleihen aus, um ihre hohen Defizite zu finanzieren. Kritiker warnen, dass die Schuldenlast langfristig problematisch werden könnte. Doch viele Ökonomen sehen das anders:

„Die Nachfrage nach US-Staatsanleihen bleibt hoch, weil es keine wirkliche Alternative gibt“, erklärt Mai. „Der Dollar ist und bleibt die globale Leitwährung.“

Die Rolle der Zentralbanken

Entscheidend für die Attraktivität von Anleihen ist die Geldpolitik der Notenbanken. In den vergangenen Jahren haben sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre Leitzinsen drastisch angehoben, um die Inflation zu bekämpfen. Doch nun deutet sich eine Kehrtwende an.

Während die US-Inflation zuletzt gesunken ist, liegt sie in der Euro-Zone noch knapp über der Zielmarke von zwei Prozent. Das setzt die EZB unter Druck. Viele Investoren rechnen daher mit Zinssenkungen im laufenden Jahr – ein Faktor, der sich positiv auf die Anleihekurse auswirken könnte.

„Es ist der perfekte Zeitpunkt, um in Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten zu investieren“, sagt Michael Hünseler von LBBW Asset Management.

Denn wenn die Zentralbanken ihre Zinsen senken, steigen die Kurse bereits bestehender Anleihen – und Anleger können neben den Zinsen auch von Kursgewinnen profitieren.

Die Märkte sind nervös, die Unsicherheiten groß – und genau in solchen Phasen gewinnen Anleihen wieder an Bedeutung. Sie bieten nicht nur laufende Erträge, sondern können auch helfen, das Risiko im Portfolio zu minimieren. Besonders langfristige Staatsanleihen aus den USA oder Europa sind derzeit attraktiv.