08. November, 2024

Unternehmen

Der Schaeffler-Schock: 4.700 Stellen weg

Der Stellenabbau beim Autozulieferer Schaeffler ist eine Warnung an die gesamte Branche. Tausende Jobs fallen weg, vor allem in Europa, während der Konzern auf Elektromobilität setzt.

Der Schaeffler-Schock: 4.700 Stellen weg
Der geplante Abbau von 4.700 Stellen in Europa, davon 2.800 in Deutschland, ist ein deutlicher Einschnitt für Schaeffler und die regionale Wirtschaft – mit ungewisser Zukunft für viele Beschäftigte.

Ein Schlag für Europas Autoindustrie

Mit der Ankündigung, 4.700 Stellen in Europa zu streichen, löst der Autozulieferer Schaeffler einen Schock in der Industrie aus. In Deutschland allein sind 2.800 Jobs betroffen – eine bittere Nachricht für die ohnehin geschwächte Automobilbranche.

Schaeffler steht mit diesem Abbau nicht allein: Auch Branchenriesen wie Bosch und Volkswagen haben in den letzten Monaten deutliche Sparmaßnahmen angekündigt.

Doch Schaefflers Kürzungen gehen tiefer und treffen besonders die Industriesparte, die mit Wälz-, Gleit- und Kugellagern sowie weiteren mechanischen Komponenten bisher ein solides Geschäftsfeld war.

Vorstandschef Klaus Rosenfeld sieht die Maßnahmen als unvermeidlich an, um auf den Wandel in der Industrie zu reagieren.

Industriesparte und Standorte im Umbruch

Ein zentraler Punkt des Abbaus ist Schaefflers Tochterfirma Melior Motion in Hameln, die auf Getriebe für Industrieroboter spezialisiert ist und erst 2022 in den Konzern integriert wurde.


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Doch Rosenfeld zieht nun einen radikalen Schnitt und plant den Verkauf der Tochter, da sich die Industriesparte nicht wie erhofft entwickelt. Zudem sollen zehn deutsche und fünf europäische Standorte verkleinert oder umstrukturiert werden – eine deutliche Reduktion, die tiefe Spuren in den betroffenen Regionen hinterlassen wird.

„Der Bedarf, sich der neuen Realität in der europäischen Autoindustrie anzupassen, ist unvermeidlich,“ erklärt Rosenfeld.

Besonders im Verbrennergeschäft rechnet der Konzern nicht mehr mit Wachstum, sondern setzt auf die Komponenten der Elektromobilität, wo das Umsatzwachstum im vergangenen Jahr immerhin bei knapp elf Prozent lag.

Schaeffler expandiert – und baut gleichzeitig ab

Obwohl der Stellenabbau schmerzt, verfolgt Schaeffler dennoch eine ehrgeizige Wachstumsstrategie: Durch die Übernahme von Vitesco hat sich der Konzern in die Top-Riege der größten deutschen Autozulieferer katapultiert und will mittelfristig sogar den DAX-Konzern Continental überholen.

Besonders betroffen ist Schaefflers Industriesparte, in der allein 2.500 Arbeitsplätze gestrichen werden. Die Übernahme und der geplante Verkauf der Tochter Melior Motion zeigen die Unsicherheit in diesem Bereich.

Während die Umsätze in der Elektromobilität steigen, bleiben die Erlöse im konventionellen Antriebsbereich und im Fahrwerkssegment rückläufig. Eine paradoxe Situation, die von Schaeffler ein strategisches Umdenken verlangt.

Schwerpunkt auf freiwilligen Maßnahmen – aber neue Optionen nötig

Rosenfeld setzt bei der Umsetzung des Abbaus auf eine Mischung aus Freiwilligenprogrammen und einer Neugestaltung der Arbeitszeit.

„Freiwilligenprogramme haben ein Limit. Wir müssen kreativer werden und das Arbeitsmodell flexibler gestalten,“ so der CEO.

So sollen beispielsweise 32-Stunden-Wochen eine Möglichkeit sein, Stellen zu reduzieren und dennoch wichtige Kompetenzen im Unternehmen zu halten. Ein Fokus liegt auf der natürlichen Fluktuation, die den Abbau möglichst sozialverträglich gestalten soll.

Autoindustrie im „Weckruf-Modus“

Die Krise in der europäischen Autoindustrie ist auch für Rosenfeld offensichtlich, der jedoch die Lage nicht überdramatisieren will. „Die europäische Autoindustrie steht vor enormen Herausforderungen, aber sie hat weiterhin viel Potenzial. Wir müssen die aktuellen Schwierigkeiten als Weckruf sehen,“ betont er.

Der Wettbewerb in der Elektromobilität und die Anpassung an die EU-Regelungen wie das Verbrennerverbot sind Hürden, die Schaeffler und die Branche insgesamt bewältigen müssen, ohne den Anschluss an internationale Konkurrenten zu verlieren.