Der geheimnisvolle Trader „Théo“ sorgt für Schlagzeilen, nachdem er behauptet, mit Wetten auf das US-Präsidentschaftsrennen bei Polymarket fast 50 Millionen Dollar zu gewinnen. Eine seiner bemerkenswerten Strategien war die Nutzung sogenannter Nachbarschaftsumfragen. Dabei wird die Meinung der Befragten über die Wahlpräferenzen ihrer Nachbarn erfragt, um indirekte Hinweise auf die tatsächliche Wählerunterstützung zu erhalten.
Théo verwies auf einige öffentliche Umfragen, die sowohl traditionelle als auch Nachbarschaftsmethoden verwendeten. Interessanterweise zeigte sich darin eine geringere Unterstützung für Harris, wenn nach den Nachbarn gefragt wurde. Für Théo war dies ein klarer Hinweis darauf, dass die Unterstützung für Trump von den Meinungsforschern einmal mehr unterschätzt wurde.
Sein erhellender Ansatz führte dazu, dass er eine riskante Wette auf einen Wahlsieg von Trump abschloss, als dessen Chancen von anderen Marktwetten bei weniger als 40 Prozent eingeschätzt wurden. In einer E-Mail an das Wall Street Journal erläuterte Théo, dass er eigene Umfragen mit einem renommierten Meinungsforscher, dessen Name er nicht preisgab, in Auftrag gegeben hatte. Diese Ergebnisse sollen sehr zugunsten von Trump ausgefallen sein.
Obwohl Théo die konkreten Ergebnisse seiner Umfragen aus vertraglichen Gründen nicht offenlegt, spricht er sich dafür aus, dass künftige Umfragen die Nachbarschaftsmethode integrieren sollten, um Fehlprognosen zu vermeiden. Sir John Curtice von der University of Strathclyde äußerte sich zurückhaltend: Ohne Veröffentlichung der Daten könne man nichts über die Methode sagen.
Die „Weisheit der Massen“ bleibt ein aktives Forschungsthema, wie die Arbeiten von Martin Boon und anderen zeigen. Boons Studien weisen darauf hin, dass Nachbarschaftsumfragen zwar genauere Ergebnisse liefern können, jedoch auch potenziell irreführende Prognosen möglich sind. Seine Erkenntnisse verdeutlichen, dass die Verlässlichkeit von Umfragen stark von der Information und dem Verständnis der Befragten abhängt.
Letztendlich bleibt offen, inwiefern Théo mit seiner privat erhobenen Umfragemethode tatsächlich den Wählerwillen genauer erfasst hat als öffentliche Meinungsforscher. Ob Trumps Prognose im Wahlsieg auf fundierter Analyse oder statistischem Zufall basiert, bleibt unklar. Das Risiko einer Wette mit 40 Prozent Gewinnchancen war jedenfalls alles andere als gering, wie Curtis abschließend betonte.