Die Kehrseite des Reisebooms
Die Freiheit zu reisen, ist zu einem doppelten Schwert geworden. In einer Zeit, in der Urlaubsorte weltweit eine beispiellose Zahl von Besuchern empfangen, stehen Destinationen wie Santorini und Venedig an der Schwelle zu einer Tourismuskrise, die sowohl ihre Wirtschaft als auch das soziale Gefüge bedroht.
Überlaufene Paradiese
In Griechenland stellte die Insel Santorini jüngst einen erschreckenden Rekord auf: 17.000 Kreuzfahrttouristen strömten an einem einzigen Tag an Land, fast mehr Menschen, als die Insel Einwohner zählt.
Dieser Zustrom hat nicht nur zu einer kurzzeitigen Aufforderung an die Bewohner geführt, ihre Häuser nicht zu verlassen, sondern wirft auch ein grelles Licht auf das ungelöste Problem des Overtourism.
In Kroatien und Italien, Länder, deren Küsten jedes Jahr von Millionen erobert werden, kämpft man ebenfalls mit überfüllten Stränden und Altstädten.
Dubrovnik, einst eine friedliche mittelalterliche Stadt, sieht sich heute mit einer Flut von Besuchern konfrontiert, die ihre historischen Mauern und schmalen Gassen füllen.
Wirtschaftliche Zwänge und soziale Herausforderungen
Der Tourismus ist für viele dieser Orte ein wirtschaftlicher Lebensnerv. In Spanien zum Beispiel tragen Reisende 14 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Diese finanzielle Abhängigkeit macht es schwierig, den Zustrom von Besuchern zu drosseln, ohne die lokale Wirtschaft zu gefährden.
Städte wie Venedig und Barcelona haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die negativen Auswirkungen des Tourismus zu mildern, indem sie Tagesgebühren für Besucher und strenge Regeln für Ferienwohnungen einführen. Doch diese Schritte kommen oft zu spät für Einheimische, die bereits aus ihren Gemeinden verdrängt wurden.
Suche nach Balance
Regierungen und lokale Behörden versuchen nun, einen Mittelweg zu finden. Sie fördern längere Aufenthalte und Reisen außerhalb der Hochsaison, um die Last zu verteilen. Neue Technologien, wie Apps, die Touristenströme in Echtzeit anzeigen, sollen helfen, die Besucher besser zu lenken.
Ein globales Dilemma
Das Problem des Overtourism ist nicht auf Europa beschränkt. Von der thailändischen Insel Phuket bis zu den spanischen Balearen kämpfen Urlaubsorte weltweit darum, die Balance zwischen willkommenen Gästen und einer überforderten Infrastruktur zu finden.