Mit dem Start der elektronischen Patientenakte (ePA) soll die Gesundheitsversorgung in Deutschland eine neue Dimension der Effizienz und Transparenz erreichen. Ab Mittwoch wird dieses ambitionierte Projekt endlich Realität, nachdem es zahlreiche Verzögerungen überwinden musste. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erwartet, dass die Digitalisierung nicht nur die Versorgung verbessert, sondern auch der medizinischen Forschung neue Möglichkeiten eröffnet. Vor der flächendeckenden Einführung steht jedoch eine sorgfältige Testphase.
Der Beginn der ePA-Verwendung erfolgt in drei ausgewählten Modellregionen: Hamburg inklusive Umland, Franken und einer weiteren Region in Nordrhein-Westfalen. Über 250 Praxen, Apotheken und Kliniken werden dort zu Pionieren dieser Technologie. Die Herausforderung, über 70 Millionen elektronische Akten für Versicherte anzulegen, soll Schritt für Schritt gemeistert werden, wobei die vollständige Umsetzung erst in mehreren Wochen erwartet wird.
Wenn das System in den Startgebieten stabil funktioniert, ist eine landesweite Einführung geplant, die nicht vor Mitte Februar erwartet wird. Versicherte werden auf verschiedenen Wegen über ihre Krankenkassen informiert, dass eine ePA für sie eingerichtet ist. Dafür sind Mitteilungen über die Kassen-App oder Informationen auf der Website vorgesehen. Ein zentrales Ziel ist es, bisher verstreute Daten zusammenzuführen und damit die Effizienz der Behandlung zu steigern.
Die ePA bietet großen Mehrwert für die Patientinnen und Patienten, indem sie einen umfassenden Überblick über Befunde, Diagnosen und Medikamente liefert. Über eine App kann auf sie zugegriffen werden, wobei die Nutzer die Kontrolle darüber behalten, wer auf welche Informationen zugreifen darf. Ein umfassendes Sicherheitskonzept soll dabei die sensiblen Daten der Versicherten schützen, und auch der Chaos Computer Club mahnt zu Vorsicht bei möglichen Angriffen. Dennoch versichert Lauterbach: Die Daten der Bürger seien sicher vor unerwünschten Zugriffen.
Ein bemerkenswerter Impuls soll die ePA auch für die medizinische Forschung sein. Ab Juli 2025 ist geplant, pseudonymisierte Daten für Forschungszwecke nutzbar zu machen, was Lauterbach als große Chance sieht. Dies könnte zu früher nicht möglichen Einsichten führen, wenn umfangreiche Datenbestände analysiert werden. Versicherte haben dennoch das Recht, dem zu widersprechen, und können entsprechende Einstellungen in der App vornehmen.
Die Einführung der elektronischen Patientenakte markiert einen wichtigen Schritt zur Digitalisierung im Gesundheitswesen. Kritiker warnen vor Datenmissbrauch, aber die Verantwortlichen betonen die Sicherheitsmaßnahmen und die Chancen der digitalen Gesundheitsdaten für Forschung und Versorgung. Diese revolutionäre Entwicklung bleibt spannend und wird zweifelsohne den Alltag in Kliniken, Praxen und Apotheken verändern.