Der Hype um Meme-Aktien: Mit Risiko zur schnellen Rendite?
FOMO-Falle: Viele Privatanleger steigen in der Hype-Phase ein – und verlieren, wenn der Kurs unvermeidlich abstürzt.

Börse

Der Hype um Meme-Aktien: Mit Risiko zur schnellen Rendite?

Meme-Aktien sorgen mit extremen Kurssprüngen für Furore, doch hinter dem Hype lauert ein erhebliches Risiko. Was Anleger über dieses Phänomen wissen müssen und wie sie die Chancen und Gefahren einschätzen können.

Die Geburt der Meme-Aktien: Was steckt dahinter?

GameStop, AMC, BlackBerry – Namen, die eher nach Retro-Technologie und Videotheken klingen, dominieren plötzlich die Schlagzeilen an den Finanzmärkten.

Dabei handelt es sich um sogenannte Meme-Aktien, ein Phänomen der digitalen Ära. Getrieben von Social-Media-Plattformen wie Reddit, Twitter und Stocktwits, schnellen ihre Kurse in astronomische Höhen – oft ohne jegliche fundamentale Grundlage.

Der Begriff „Meme“ stammt ursprünglich aus der Internetsprache und bezeichnet virale Inhalte. Übertragen auf Aktien bedeutet dies, dass der Kursanstieg nicht durch solide Geschäftszahlen, sondern durch massenhafte Aufmerksamkeit und Spekulation angefeuert wird. Die Folge sind heftige Kurssprünge, die sowohl Gewinner als auch Verlierer hinterlassen.

Quelle: Eulerpool

Wie funktioniert der Meme-Zyklus?

Der Aufstieg und Fall von Meme-Aktien folgt einem wiederkehrenden Muster, das von der Reddit-Community „WallStreetBets“ treffend als „Meme Stock Cycle“ beschrieben wird:

  1. Early Adopter Phase: Erste Anleger entdecken eine Aktie, die sie für unterbewertet halten. Sie kaufen ein und lassen den Kurs leicht steigen.
  2. Momentum Phase: Weitere Anleger werden aufmerksam. Das Handelsvolumen steigt, der Kurs zieht weiter an.
  3. FOMO-Phase: Die Angst, etwas zu verpassen („Fear of Missing Out“), treibt Kleinanleger in Scharen an den Markt. Der Kurs erreicht seinen Höhepunkt.
  4. Absturz und Konsolidierung: Sobald die Early Adopters Gewinne mitnehmen, beginnt ein rascher Preisverfall. Anleger, die spät eingestiegen sind, erleiden Verluste.

„Timing ist bei Meme-Aktien alles“, sagt Mark Jensen, Analyst bei einer Investmentfirma. „Die meisten Kleinanleger steigen zu spät ein und sitzen am Ende auf erheblichen Verlusten.“

Quelle: Eulerpool

Warum sind Meme-Aktien so riskant?

Der Hype um Meme-Aktien ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ermöglichen sie hohe Renditen in kurzer Zeit, andererseits sind die Risiken immens. Das liegt vor allem daran, dass die Kurse häufig weit von den tatsächlichen Unternehmenswerten entfernt sind.

„Der Preis einer Meme-Aktie hat oft nichts mit ihren Fundamentaldaten zu tun“, erklärt Claudia Schuster, Finanzexpertin. „Stattdessen handelt es sich um eine Wette auf die Stimmung der Masse.“

Ein weiteres Risiko: Hedgefonds und institutionelle Investoren haben sich mittlerweile auf das Spiel mit Meme-Aktien eingestellt. Während sie anfangs durch Leerverkäufe Verluste erlitten, nutzen sie heute die Volatilität zu ihrem Vorteil.

Die bekanntesten Meme-Aktien

  • GameStop (GME): Der Startschuss für das Meme-Aktien-Phänomen. Anfang 2021 schoss der Kurs durch massive Reddit-Käufe von unter 20 Dollar auf über 400 Dollar – trotz eines rückläufigen Geschäftsmodells.
  • AMC Entertainment (AMC): Die Kinokette wurde zum Liebling der Meme-Community, obwohl die Pandemie das Geschäftsmodell stark belastete.
  • BlackBerry (BB) und Nokia (NOK): Ehemalige Technologiegiganten, die durch die Nostalgie der Investoren neuen Aufwind erhielten.

Cannabis-Aktien: Ein neuer Trend?

Neben klassischen Meme-Aktien gewinnen auch Cannabis-Werte wie Tilray oder Canopy Growth an Popularität. Reddit-Nutzer sehen in ihnen das nächste große Spekulationsziel, vor allem in Erwartung einer möglichen Legalisierung in den USA.

Hedgefonds im Visier: Das Meme-Aktien-Phänomen begann als Widerstand gegen institutionelle Leerverkäufer – und führte zu Milliardenverlusten für die Wall Street.

Was Anleger wissen sollten

  1. Volatilität ist der Schlüssel: Meme-Aktien bieten Chancen auf hohe Gewinne, sind aber ebenso anfällig für drastische Verluste.
  2. Hohe Gebühren vermeiden: Der Handel mit Meme-Aktien lohnt sich nur bei niedrigen Transaktionskosten.
  3. Vorsicht bei der FOMO-Phase: Anleger, die zu spät auf den Zug aufspringen, zahlen häufig den höchsten Preis.
  4. Nur mit Spielgeld spekulieren: Experten raten, nur Geld zu investieren, das im schlimmsten Fall verloren werden kann.

„Wer Meme-Aktien kauft, sollte sich bewusst sein, dass dies eher einer Wette als einer Investition gleicht“, sagt Schuster.

Meme-Aktien und ihre gesellschaftliche Dimension

Das Phänomen Meme-Aktien hat auch eine politische Komponente. Viele Reddit-Nutzer sehen sich als „David“, der gegen den „Goliath“ der Wall Street kämpft. Die Community nutzte die kollektive Macht, um Hedgefonds zu zwingen, Verluste in Milliardenhöhe hinzunehmen.

„Es ist eine Art moderner Klassenkampf“, analysiert Finanzsoziologe Tobias Meier. „Doch am Ende verlieren oft die Kleinanleger, die glauben, das System austricksen zu können.“