28. November, 2024

Reichtum

Der hohe Preis des Perfektionismus: Belastungen und Stress im Arbeitsleben nehmen zu

Der hohe Preis des Perfektionismus: Belastungen und Stress im Arbeitsleben nehmen zu

Die hohen Ansprüche und Erwartungen an die eigene Leistung rücken immer mehr Arbeitnehmer in die "Perfektionismus-Falle". Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) fühlen sich 43 Prozent der Berufstätigen in Deutschland häufig unter massivem Druck. Besonders besorgniserregend: Jede und jeder Siebte leidet sogar sehr häufig unter diesem Druck.

Neben dem Drang zur perfekten Arbeitsleistung spielt auch der Zeitdruck eine große Rolle, so die Umfrage. 62 Prozent der Befragten empfinden ihn als dominanten Stresstreiber, gefolgt von der Erwartungshaltung anderer (40 Prozent) und zu vielen Überstunden (36 Prozent). Auch zu hohe Leistungsanforderungen, Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie ein zu geringes Gehalt sorgen für zusätzlichen Stress.

Die steigende Zahl der Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen unterstreicht die Dringlichkeit des Problems. Die KKH berichtete, dass die Zahl der Fehltage im ersten Halbjahr 2024 auf 109 Tage pro 100 ganzjährig versicherte Kunden gestiegen ist – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Bemerkenswert ist auch die Zunahme der Fehltage wegen depressiver Episoden und Burnout.

Die Arbeitspsychologin der KKH, Antje Judick, sieht in diesen Zahlen einen klaren Handlungsauftrag. Stress sei in unserer Leistungsgesellschaft oft ein Statussymbol, so Judick, und die ständige Erreichbarkeit via Smartphone habe sich als "neue Normalität" etabliert. Es müsse ein Umdenken stattfinden, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Auch die Swiss-Life-Versicherung sorgt mit ihren Daten für Beunruhigung. Laut einer Yougov-Befragung sind Ängste vor Krieg und Krisen ein weiterer bedeutender Stressfaktor. Diese Sorgen übertreffen sogar persönliche Probleme wie finanzielle Sorgen oder Krankheiten.

Ein weiterer interessanter Aspekt: Frauen sind laut der Forsa-Umfrage häufiger von Stress betroffen als Männer. Der Anteil der Frauen, die sich sehr häufig gestresst fühlen, liegt bei 20 Prozent, im Vergleich zu 11 Prozent der Männer. Gründen hierfür seien die hohen Erwartungen an Frauen, sowohl im Beruf als auch in der Familie zu glänzen, so Judick.

Seit 2017 haben die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen deutlich zugenommen und erreichten im vergangenen Jahr den bisherigen Höchststand: 388 Krankheitstage pro 100 ganzjährig versicherte Berufstätige. Die dramatische Zunahme stellt Unternehmen und Gesundheitssysteme vor immense Herausforderungen.