In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Marktstrategie und politischer Botschaft zunehmend verschwimmen, stellen sich viele Unternehmen die Frage: Belebt das unsere Marke wirklich, oder birgt es Risiken?
Jüngste Entwicklungen und Expertenmeinungen legen nahe, dass die politische Aufladung von Marken nicht immer den gewünschten Effekt hat.
Vom Verkaufsschlager zum politischen Statement
Die Automobilindustrie, allen voran Tesla, zeigt deutlich, wie politische Äußerungen von Firmenchefs wie Elon Musk das Kaufverhalten beeinflussen können.
Die Risiken der Politisierung
Die Politisierung der Produktwelt ist ein Phänomen, das weit über einzelne Branchen hinausgeht. Eine Studie des Instituts Allensbach zeigt, dass politische Überzeugungen zunehmend Kaufentscheidungen beeinflussen.
Während 41 Prozent der Anhänger der Grünen ein Elektroauto als nächstes Fahrzeug in Betracht ziehen, lehnen 63 Prozent der AfD-Anhänger diese kategorisch ab. Diese Polarisierung stellt Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Zielgruppen genau zu kennen und strategisch anzusprechen.
Marketing im Spannungsfeld von Ideologie und Verkaufszahlen
Firmen wie Otto und Edeka zeigen, wie unterschiedlich Unternehmen auf das Bedürfnis nach politischer Positionierung reagieren. Während Otto beim Christopher Street Day aktiv mitmischt und politische Statements abgibt, wählt Edeka bewusst unpolitische Slogans.
Diese unterschiedlichen Ansätze illustrieren das Dilemma, in dem sich viele Marken befinden: einerseits die gesellschaftliche Verantwortung zu spüren und andererseits das Risiko einzugehen, Kunden zu verlieren.
Die Fallstricke der politischen Werbung
Das Beispiel der amerikanischen Biermarke Bud Light zeigt die Gefahren auf, die entstehen, wenn politische Botschaften die Zielgruppe verfehlen.
„Wie wichtig muss sich ein Unternehmen nehmen, dass es glaubt, die Leute würden am Supermarktregal über seine Haltung nachdenken?“
Die Unterstützung einer transsexuellen Influencerin führte zu einem massiven Backlash und dem Verlust der Marktführerschaft in den USA. Dies verdeutlicht, wie schnell gut gemeinte Initiativen zu einer Belastung für die Marke werden können.
Marketing jenseits der Politik
Experten wie der Markensoziologe Oliver Errichiello und der Wirtschaftspsychologe Stephan Grünwald raten zur Vorsicht. Unternehmen sollten ihre Kernbotschaften nicht überladen und sich stattdessen auf das konzentrieren, was sie authentisch vermitteln können.
Die ethische Verantwortung, so Errichiello, liege im verantwortungsbewussten Wirtschaften, nicht in der öffentlichen Selbstinszenierung.