Angesichts der alarmierenden Menge von über 7 Milliarden Tonnen Plastikmüll, der weltweit von Menschen erzeugt wurde, besteht ein drängender Bedarf an Lösungen. Ein umfassendes 70-seitiges Dokument mit kontroversen Ansichten wird bei den UN-Konferenzen in Busan, Südkorea, diskutiert. Ziel ist es, daraus ein globales Abkommen zu formen. Anne Beathe Tvinnereim, Norwegens Ministerin für internationale Entwicklung, betont die Dringlichkeit: "Wir können es uns nicht leisten, weitere zehn Jahre zu warten." Doch es gibt Bedenken: Aktivisten warnen vor einem "zahnlosen" Vertrag, der den Anstieg der Plastikproduktion und -verschmutzung nicht stoppt. Ein Abkommen bis 2040 kann nur mit verbindlichen Verpflichtungen erzielt werden, sagt Mari Williams von Tearfund. Der letzte Verhandlungsrunde in Ottawa endete im Stillstand, blockiert von Ländern, die gegen "upstream" Maßnahmen wie Produktionsbegrenzungen waren. Inzwischen haben viele Mitglieder der sogenannten High Ambition Coalition, darunter EU-Staaten, erkannt, dass Produktionslimits der Schlüssel zur Eindämmung der Plastikflut sind. Länder wie China, Russland und Saudi-Arabien bremsen fortwährend Fortschritte, favorisieren dagegen Kreislaufwirtschaftsansätze. Graham Forbes von Greenpeace USA beschreibt das aktuelle Dokument als "unbrauchbar." Der ecuadorianische Botschafter Luis Vayas Valdivieso hat eine alternative Fassung des Vertrags vorgestellt, die von Kritikern als "schwach" bezeichnet wird, da entscheidende Kontrollen fehlen. Besonders die USA stehen jetzt im Fokus, da ihre Position unter der Biden-Administration flexibler geworden ist. "Würde sich die USA der High Ambition Coalition anschließen, wäre das ein starkes Signal," meint Tvinnereim. Unternehmen arbeiten parallel an nachhaltigen Lösungen. Die Ellen MacArthur Foundation verzeichnet Fortschritte bei der Reduzierung von Plastikmüll und hat einen globalen Einsatz für verstärkte Recyclingmaßnahmen gestartet. In der EU steht eine neue Verordnung bevor, die die Verantwortung für Verpackungsabfälle auf die Hersteller verlagert. Die Herausforderung bleibt jedoch die Wirtschaftlichkeit von Recyclingmaterialien, da neu produziertes Plastik durch Überkapazitäten auf dem Weltmarkt billig ist. Das norwegische Recyclingunternehmen Tomra argumentiert, dass durch eine erweiterte Herstellerverantwortung stabile Finanzierung für Abfallmanagementsysteme ermöglicht werden könnten. Christina Dixon von der Environmental Investigation Agency unterstreicht die Notwendigkeit konkreter Maßnahmen zur Produktionsreduktion. Tvinnereim bleibt frustriert über den langsamen Fortschritt, sieht aber einen möglichen "guten Start" in einem künftigen Abkommen.