Es war ein Freitag, der an den Grundfesten des internationalen Finanzsystems rüttelte. Während US-Präsident Donald Trump mit neuen Zollverfügungen für maximale Unsicherheit sorgte, fiel der Dollar-Index auf den tiefsten Stand seit einem halben Jahr.
Der Euro durchbrach die Marke von 1,13 US-Dollar, der Yen wertete seit Jahresbeginn um mehr als neun Prozent auf. Auch der Schweizer Franken erreichte ein historisches Hoch.
Flucht in andere Währungen: Das Ende eines Mythos?
Der US-Dollar galt jahrzehntelang als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Doch diese Rolle scheint er zunehmend zu verlieren.
Laut Devisenmarktexperten von Goldman Sachs sei das Vertrauen in die Stabilität und Berechenbarkeit der amerikanischen Wirtschaftspolitik "irreparabel beschädigt". Auch die DZ Bank beobachtet eine klare Abkehr vom Dollar hin zu alternativen Währungen. Besonders beunruhigend: Die üblichen Marktmechanismen scheinen nicht mehr zu greifen.
Eigentlich sollten Strafzölle den Dollar stärken, weil sie die Importnachfrage verringern und Kapital im Land halten. Doch das Gegenteil ist der Fall.
"Der Markt hat das Narrativ des schwindenden US-Exzeptionalismus aufgenommen", sagt Claudio Wewel von Safra Sarasin.
Das Vertrauen in Amerikas ökonomische Sonderstellung ist erschüttert.
Drei Währungen auf dem Vormarsch – aber auch mit Nebenwirkungen
Der Yen wird von Investoren als Fluchtwährung gesucht. Doch Japans Regierung ist nervös: Ein zu starker Yen gefährdet die Exportindustrie. Zinserhöhungen, um den Wechselkurs zu dämpfen, würden jedoch die ohnehin fragile Konjunktur belasten. In Tokio werden daher Gespräche über diskrete Wechselkursverhandlungen mit den USA geführt.
In der Schweiz droht ähnliches Ungemach. Der Franken wird zum Zufluchtsort, aber die Inflation liegt bereits bei nur 0,3 Prozent. Zinssenkungen sind kaum noch möglich. Die Schweizerische Nationalbank könnte daher zu Deviseninterventionen greifen – allerdings "diskreter als früher", um nicht ins Visier Trumps zu geraten.
Euro im Aufwind: Der neue Hoffnungsträger?
Selbst der Euro wird wieder als stabiler Hafen wahrgenommen. Das Vertrauen der Märkte stützt sich dabei auf die Fiskalpolitik Deutschlands und die strategische Zurückhaltung der EZB. Analysten von Goldman Sachs, BNP Paribas und Bank of America erwarten eine Aufwertung auf 1,20 Dollar.
Doch auch hier ist Vorsicht geboten: Eine zu starke Gemeinschaftswährung könnte die ohnehin schwache Inflation weiter absenken. Die EZB dürfte daher ihre Zinssenkungspolitik zumindest bis zum Sommer fortführen.
Ein globales Misstrauensvotum
Der Fall des Dollars ist mehr als ein temporäres Marktphänomen. Er ist ein Signal. Ein Signal dafür, dass die internationale Investorenwelt beginnt, sich von einer Leitwährung zu lösen, deren politische Führung immer weniger berechenbar erscheint. Der wirtschaftspolitische Schaden ist nicht nur monetär messbar. Er ist ein Verlust an Vertrauen.
Und Vertrauen, das wissen alle Währungshüter, ist in der Finanzwelt schwerer zu retten als jede Bilanz.