Die Worte des ehemaligen US-Finanzministers John Connally aus dem Jahr 1971, der den Dollar als „unsere Währung, aber Ihr Problem“ bezeichnete, haben auch heute noch Gültigkeit. Die globale Wirtschaft hat sich seitdem gewandelt, jedoch bleibt der Einfluss amerikanischer Entwicklungen auf den Dollar bestehen. Unter Druck könnten die internationalen Märkte geraten, da die angekündigten Wirtschaftspolitiken von Donald Trump, dem designierten US-Präsidenten, dem Dollar weiteren Auftrieb verleihen könnten. Dies könnte weltweit für Wachstumsschwierigkeiten sorgen. Welche Teile von Trumps Wirtschaftsagenda er umsetzen kann oder will, ist derzeit noch unklar. Doch die Euphorie an den amerikanischen Aktienmärkten gibt Hinweise darauf, was Investoren erwarten. Der & 500 Index großer US-Unternehmen setzte Anfang November neue Rekorde. Händler spekulieren, dass die künftige Regierung durch Steuersenkungen und Deregulierungen die Unternehmensgewinne steigern wird, während die Staatsverschuldung steigt. Höhere Defizite und eine Auffrischung der Inflation könnten die Zentralbank der USA dazu zwingen, die Zinsen höher zu halten, als es ohne Trump der Fall wäre. Diese höheren Zinsen könnten die Attraktivität von Dollar-Anlagen steigern und somit dem Dollar Auftrieb verschaffen. Ein Teil dieses Szenarios wird bereits Realität. Am 7. November senkte die Federal Reserve wie erwartet ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Dennoch ließ ihr Vorsitzender Jerome Powell offen, ob die Zinsen im Dezember unverändert bleiben könnten, anstatt sie weiter abzusenken. Auffällig war, dass im Statement des geldpolitischen Ausschusses kein gesteigertes Vertrauen mehr darin geäußert wurde, dass die Inflation nachhaltig auf 2% zusteuert, wie es noch im September der Fall war. Die Aussicht auf höhere amerikanische Zinsen hat den Dollarkurs gegenüber einem breiten Währungskorb in den letzten vier Wochen um 1,5% steigen lassen. Ein starker Dollar geht oft mit einem schwächeren globalen Wirtschaftsausblick einher. In Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen neigen Investoren dazu, risikoreiche Anlagen zu verkaufen und in als sicher empfundene Werte wie den Dollar und amerikanische Staatsanleihen zu investieren. Eine Verschlechterung des Ausblicks fördert häufig den Dollarkurs, der wiederum den Ausblick weiter belastet. Eine Studie aus dem Jahr 2023 ergab, dass nach einem Jahr ein 10%iger Anstieg des Dollarwerts die Wirtschaftsleistung in Schwellenländern um 1,9 Prozentpunkte reduziert. In Industrieländern ist der Effekt mit 0,6 Prozentpunkten geringer, aber dennoch vorhanden. Die negativen Auswirkungen eines starken Dollars halten laut der Studie in Schwellenländern durchschnittlich zweieinhalb Jahre und in reichen Ländern ein Jahr an. Die Schwankungen im Dollarwert beeinflussen die globale Wirtschaft durch zwei Hauptkanäle: Handel und Finanzen. Über 40% des weltweiten Handels – auch außerhalb der USA – wird in Dollar abgewickelt. Ein stärkerer Dollar erhöht die Kosten für Importeure, schwächt die Nachfrage nach ausländischen Produkten und reduziert die Handelsumsätze insgesamt. Besonders in Asien und Lateinamerika beeinflussen Dollarbewegungen mehr als die lokalen Währungen. Eine akademische Studie aus dem Jahr 2020 stellte fest, dass ein 1%iger Anstieg des Dollarwerts den Handel zwischen anderen Ländern um 0,6% verringert, wenn andere Faktoren konstant gehalten werden. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich warnt, dass ein stärkerer Dollar auch die Kosten für Zwischenprodukte in die Höhe treibt und das Risiko birgt, dass lange Lieferketten zusammenbrechen. Ebenso bedeutend wie die Handelsfolgen sind die finanziellen Rückkopplungen einer erstarkenden US-Währung. Länder und Unternehmen, die in Dollar verschuldet, aber ohne entsprechende Dollar-Einnahmen sind, sehen ihren Schuldenstand und ihre Zinskosten automatisch steigen. Höhere Zinsen in den USA zusammen mit einem sich verteuernden Dollar machen Investitionen im Rest der Welt unattraktiver. Kapital fließt aus Schwellenländern ab, was diese dazu zwingt, ebenfalls die Zinsen anzuheben, was die monetären Bedingungen verschärft, gerade wenn ihre Volkswirtschaften unter einem allgemeinen Handelsrückgang zu leiden beginnen. Dieser Sog auf die Finanzierungskosten außerhalb der USA ist schon jetzt spürbar. In den frühen Morgenstunden des 6. November, als das Wahlergebnis bekannt wurde, stiegen die Renditen amerikanischer Staatsanleihen. Auch die Renditen australischer, neuseeländischer und japanischer Staatsanleihen zogen an. Einige dieser Anstiege wurden durch die Zinssenkung der Fed wieder rückgängig gemacht, doch dies könnte sich als nur vorübergehende Entlastung erweisen. Ein erneuter Anstieg der Renditen käme zur Unzeit: Viele Zentralbanken versuchen, das schwache Wachstum im eigenen Land durch Zinssenkungen und Kreditausweitungen zu stützen. Ob der starke Dollar Bestand hat, bleibt abzuwarten. Donald Trump beklagt seit langem, dass ein starker Dollar US-Arbeitsplätze im Inland kostet und der heimischen Industrie schadet. Doch kann er die Zentralbank nicht einfach zwingen, die Zinsen zu senken. Solange die Zinsen hoch bleiben, wird der Dollar die bevorzugte Fluchtwährung für Investoren bleiben – und ein heikles Problem für die Weltwirtschaft darstellen.