Robyn Qiu, 29 Jahre alt und bestens ausgebildet, verkörpert die neue Generation chinesischer Unternehmer, die das Land in das digitale Zeitalter der Fertigungsindustrie führen. In einem eleganten weißen Oberteil hebt sie sich in der metallischen Umgebung der Fabrik ihrer Eltern im Osten Chinas fast unwirklich ab, während sie begeistert von ihrem Vorhaben erzählt, das von einem Assistenten mit einem Smartphone gefilmt wird.
Anders als in ihrer Kindheit, die sie im ständigen Lärm der Maschinen verbracht hat, war die Welt der Fertigungsindustrie nicht immer ihre erste Wahl. Qius Eltern, als ehemalige Landwirte, träumten von einer akademischen Laufbahn und einem Bürojob für ihre Tochter, als sie in den 1990er Jahren die Fabrik gründeten, mitten in Chinas unternehmerischer Aufbruchstimmung. Doch nach Jahren in der Beratungsbranche fühlt sich die Yale-Absolventin berufen, dem Industriesektor etwas zurückzugeben.
Mit ihrem eigenen Marketingunternehmen verknüpft Qiu Fabrikbetriebe direkt mit einem internationalen Publikum, indem sie innovative Videos auf Plattformen wie Instagram und TikTok postet. Dies markiert eine deutliche Abkehr von der traditionell vermittelten Geschäftspraxis mit zahlreichen Zwischenhändlern.
Die Herausforderungen der chinesischen Fertigungsindustrie sind erheblich. Steigende Löhne und geopolitische Spannungen mit Handelsnationen wie den USA haben alternative Produktionsstandorte wie Kambodscha und Bangladesch attraktiv gemacht. Die Entscheidung ihrer Eltern, nicht nach Kambodscha zu expandieren, kostete sie bedeutende Kunden in den 2010er Jahren. Innerhalb des Landes belastet die nachlassende Inlandsnachfrage die Branche zusätzlich, was auch durch einen rückläufigen offiziellen Fabrikaktivitätsindex belegt wird.
Um diesen Widrigkeiten zu begegnen, haben die Qius in fortschrittliche Automatisierungstechnologien investiert und experimentieren nun mit der Eigenproduktion von Bauwerkzeugen, wie Laser-Leveln, anstatt nur Einzelteile für andere Unternehmen herzustellen.