Die Welt der Kapitalmärkte erlebte in jüngster Zeit mit MicroStrategy ein wahres Spektakel. Die Firma, die sich vom klassischen Software-Anbieter zum größten Unternehmenshalter von Bitcoin gewandelt hat, plant, durch eine Mischung aus Aktien- und Schuldenemissionen über drei Jahre hinweg unglaubliche 42 Milliarden Dollar zu generieren. Bereits in diesem Monat überraschte das Unternehmen mit seiner fünften Wandelschuldverschreibung des Jahres und sammelte 3 Milliarden Dollar ein – zu atemberaubenden Bedingungen: ohne jegliche Verzinsung und mit einer Umwandlungsprämie von 55 Prozent über dem aktuellen Aktienkurs.
Diese Aktionen bieten interessante Gelegenheiten für Händler, die die Volatilität der zugrundeliegenden Aktien ausnutzen wollen. Investoren sind bereit, dem Unternehmen ohne Zinskosten Geld zu leihen, in der Erwartung, dass die Aktien über den Umwandlungspreis steigen werden. Erstaunlicherweise zeigen sich die Aktionäre unbeeindruckt und enthusiastisch: Der Aktienkurs des Unternehmens ist dieses Jahr um mehr als 450 Prozent gestiegen, und die Marktkapitalisierung hat sich auf 90 Milliarden Dollar erhöht – bemerkenswert für ein Unternehmen, dessen traditionelles Softwaregeschäft rückläufig ist.
MicroStrategy verfolgt derzeit einen unvergleichlichen Bitcoin-Erwerbsansatz, und das Unternehmen hält nun fast 2 Prozent aller Bitcoin weltweit. Der Kapitalbeschaffungsrausch ist Teil eines Plans namens '21/21', inspiriert von der Kultserie 'Per Anhalter durch die Galaxis' und bitcoins begrenztem Angebot von 21 Millionen Münzen.
Diese Strategie symbolisiert eine bemerkenswerte Kehrtwende für das Unternehmen, das vor 25 Jahren die Verkörperung der Dotcom-Blase war. Nach einer massiven Kurskorrektur im Jahr 2000 und einer Auseinandersetzung mit der SEC hat der Bitcoin-Kauf seit 2020 den Aktienkurs um das 28-fache steigen lassen. Während einige dies als beispiellose Wertschöpfung feiern, warnen andere vor einem möglichen Kollaps. Die Strategie ist simpel: Mit dem Verkauf von Aktien und Wandelanleihen wird weiterer Bitcoin erworben, was den Aktienkurs weiter steigen lässt und den Kreislauf erneut antreibt.
Während andere Unternehmen wie Tesla oder Block ihren Bitcoin-Besitz aus überschüssigem Betriebskapital finanzieren, geht MicroStrategy deutlich aggressiver vor. Kritiker vermuten ein System, bei dem frühe Investoren die Gewinne genießen und neue Anleger die Aktie nach oben treiben. Solange die Bitcoin-Preise und die Investorenneugier bestehen bleiben, funktioniert die Strategie gut. Doch wenn eines dieser Elemente nachlässt, könnte das Kartenhaus einstürzen.
Auch regulatorisch balanciert MicroStrategy auf einem schmalen Grat. Sollten die Behörden Bitcoin jemals als Wertpapier einstufen, würde das Unternehmen unter das strenge US-Regelwerk für Investmentgesellschaften fallen. Michael Saylor hat zudem eine unkonventionelle Prognose gewagt, indem er den Bitcoin-Preis bis 2045 bei 13 Millionen Dollar sieht, was den aktuellen Bestand von MicroStrategy auf gigantische 4,3 Billionen Dollar anschwellen lassen würde.
Trotz aller Kritik bleibt das Unternehmen ein Faszinosum an den Märkten und zeigt erneut, wie stark die Finanzwelt von Spekulation geprägt sein kann.