14. März, 2025

Märkte

Der Absturz der Fahrradindustrie

Nach dem Pandemie-Boom steckt die Fahrradbranche in einer schweren Krise. Umsätze brechen zweistellig ein, die Lager sind voll und selbst das einst florierende E-Bike-Segment gerät ins Straucheln. Hersteller wie Canyon versuchen mit neuen Strategien gegenzusteuern.

Der Absturz der Fahrradindustrie
Nach den Rekordjahren der Pandemie kämpfen Hersteller mit massiven Umsatzeinbrüchen. Die Verkaufszahlen sinken, während die Lager überquellen.

Von Rekordjahren zur Dauerkrise

Noch vor wenigen Jahren schien die Fahrradindustrie unaufhaltsam. Während der Pandemie explodierte die Nachfrage, Hersteller meldeten jährliche Wachstumsraten von fast 40 Prozent.

Doch dieser Höhenflug ist längst vorbei. Stattdessen steckt die Branche in einem Kreislauf aus sinkenden Verkaufszahlen, Preisverfall und hohen Lagerbeständen. Besonders hart trifft es die einstige Umsatzmaschine der Branche: E-Bikes.

Rabattschlacht zerstört die Margen

Laut dem Zweiradindustrieverband ZIV wurden 2024 in Deutschland nur 3,85 Millionen Fahrräder und E-Bikes verkauft – ein erneuter Rückgang um 2,53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch dramatischer ist die Umsatzentwicklung: Ein Minus von 10,3 Prozent zeigt, dass sich das Problem verschärft.

Die Ursache liegt in der massiven Rabattschlacht, die seit Jahren anhält. Während in vielen anderen Branchen die Preise steigen, verkaufen Fahrradhersteller ihre Produkte mit teils absurden Nachlässen. Händler versuchen verzweifelt, überfüllte Lager zu leeren, und bieten Rabatte von bis zu 80 Prozent an.

Einst die Rettung der Branche, jetzt unter Druck: Die Preise für E-Bikes sind im Schnitt um zehn Prozent gefallen. Händler kämpfen mit Rabattschlachten.

E-Bike-Boom am Ende?

Bislang galt das E-Bike-Segment als Rettungsanker der Industrie. Doch auch hier bröckelt das Geschäftsmodell. Im vergangenen Jahr wurden erstmals mehr E-Bikes (2,05 Millionen) als klassische Fahrräder verkauft.

Doch der durchschnittliche Verkaufspreis ist gefallen – von 2950 Euro auf 2650 Euro, ein Minus von zehn Prozent. Das zeigt: Selbst bei hochpreisigen Modellen wächst der Preisdruck. Hersteller können ihre Gewinnmargen kaum noch halten.

Canyon reagiert mit Strategiewechsel

Der deutsche Fahrradhersteller Canyon ist eines der Unternehmen, die sich aktiv gegen den Abwärtstrend stemmen. Das Unternehmen, das durch den Direktvertrieb ohne Zwischenhändler groß wurde, setzt nun auf neue Verkaufsmodelle.

Ein Individualisierungsprogramm, bei dem Kunden Design und Ausstattung ihres Rads anpassen können, soll ab Sommer in Deutschland starten. Zudem erweitert Canyon seine Präsenz im stationären Handel mit neuen Flagship-Stores und einem Netzwerk von Service-Partnern. Die Hoffnung: Kundenbindung und höhere Preise trotz des schwierigen Marktumfelds.

Hoffnung auf 2026 – aber bis dahin bleibt es düster

Trotz einiger Lichtblicke bleibt die Branche skeptisch. Der Industrieverband ZIV prognostiziert ein „angespanntes Jahr 2025“, hofft aber auf eine Stabilisierung ab 2026. Ob sich diese Erwartung erfüllt, hängt davon ab, ob die Hersteller ihre Lager leeren, die Rabattschlachten enden und die Nachfrage wieder anzieht.

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