An der Schwelle einer Zerreißprobe
In einer Zeit, in der die Einzelhandelsbranche von einer Insolvenzwelle nach der anderen heimgesucht wird, tritt die Deko-Kette Depot mit einer bemerkenswerten und vielleicht verzweifelten Strategie hervor: Insolvenz in Eigenverwaltung.
Christian Gries hat diesen Schritt gewählt, um die Kontrolle über die Sanierung zu behalten und dabei harte Einschnitte im Unternehmen vorzunehmen. Mit rund 300 Geschäften und einer Geschichte, die bis in die Gründungszeit zurückreicht, steht viel auf dem Spiel.
Die Rolle des Sanierers
Christian Gries, der die Zügel der Firma erst zu Beginn des Jahres wieder in die Hand genommen hatte, hat sich den erfahrenen Restrukturierer Sven Tischendorf zur Seite geholt, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Trotz einer gut gefüllten Kasse und ohne Bankschulden steht Depot vor einer herausfordernden Sanierung, die von Vermietern und Lieferanten signifikante Zugeständnisse erfordert. Das Ziel: eine rasche Neuausrichtung, die bereits bis Ende September erste Früchte tragen soll.
Prüfung jeder Filiale
Der Fortbestand jeder einzelnen Depot-Filiale hängt von ihrer Fähigkeit ab, einen positiven Vorsteuergewinn zu erzielen. Gries und Tischendorf stehen vor der Aufgabe, die Zukunftsfähigkeit jedes Standorts zu bewerten.
Dieser Prozess wird unweigerlich zu einer Reduzierung der Filialanzahl führen, obwohl Gries betont, dass es keinen "Kahlschlag" geben wird. Die Flexibilität, die das Insolvenzverfahren bietet, könnte sich als entscheidend erweisen, um das Filialnetz effizient zu straffen und gleichzeitig die Vertragskonditionen neu zu verhandeln.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen
Die Insolvenz von Depot ist nur ein Beispiel für eine größere Krise, die den deutschen Einzelhandel erfasst hat. Unternehmen aus verschiedenen Branchen suchen zunehmend Schutz in Insolvenzverfahren, eine Entwicklung, die das Potential hat, die gesamte Landschaft des Einzelhandels zu verändern.
Das Aufkommen von Großinsolvenzen stellt die Fähigkeit des Marktes auf die Probe, sich selbst zu regulieren und dabei die Arbeitsplätze und das Kapital der Investoren zu schützen.
Ein Blick in die Zukunft
Für Christian Gries steht mehr als nur das finanzielle Überleben von Depot auf dem Spiel. Es geht um das Erbe seines Großvaters und die Zukunft eines Unternehmens, das er zurück in die Familie geholt hat.