Die Insolvenz und ihre Folgen
Es war ein Schritt, der für viele Beobachter nicht überraschend kam: Depot, einst eine Erfolgsgeschichte im Bereich Wohndekoration, musste Mitte 2024 Insolvenz anmelden – genauer gesagt, ein Schutzschirmverfahren.
Dieses Verfahren, das Unternehmen ermöglicht, sich ohne vollständigen Verlust der Kontrolle neu aufzustellen, markiert nun den Versuch eines Neustarts. Doch die ersten Maßnahmen zeigen, wie tief die Probleme reichen.
28 Filialen in Deutschland und 20 weitere in Österreich wurden bereits geschlossen. Rund 50 Beschäftigte verloren ihre Arbeit, während der Großteil der betroffenen Mitarbeiter auf andere Standorte verteilt wurde.
Doch das Ende der Schließungen ist nicht sicher, denn Verhandlungen mit Vermietern über Mieten und Verträge laufen noch. „Ohne Entgegenkommen wird es schwierig, an allen Standorten weiterzumachen“, erklärt Geschäftsführer Christian Gries.
Steigende Kosten, sinkende Nachfrage
Depot leidet unter einer Kombination aus äußeren und internen Faktoren. Zu den Hauptursachen zählen die massiv gestiegenen Miet- und Logistikkosten. Insbesondere die sogenannte Indexmiete, die sich an der Inflationsrate orientiert, hat den Druck auf viele Einzelhändler erhöht.
Gries gibt an, dass allein die Kosten für Container aus Asien um 20 Millionen Euro jährlich gestiegen sind. Gleichzeitig hat die Inflation dazu geführt, dass Verbraucher weniger ausgeben und verstärkt auf Schnäppchen achten.
Hinzu kommen hausgemachte Fehler. „Wir haben im Einkauf nicht immer die besten Entscheidungen getroffen“, räumt Gries ein. Gleichzeitig hat die Kette laut Experten wie Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein ihr Profil verloren.
„Depot ist zu einem Gemischtwarenladen geworden“, kritisiert der Handelsexperte. Besonders hart: Die Konkurrenz von Billiganbietern wie Temu oder etablierten Playern wie Ikea und Tchibo setzt Depot zusätzlich zu.
Neues Konzept: Weniger Masse, mehr Strategie
Um aus der Krise zu kommen, setzt Depot auf ein verschlanktes Sortiment und neue Ansätze. So wurde die Anzahl der Artikel um rund 30 Prozent reduziert, während eine „Basic-Kollektion“ eingeführt wurde.
Diese bietet Klassiker wie Kerzen und Tassen zu besonders günstigen Preisen – allerdings mit geringeren Margen. Geschäftsführer Gries hofft zudem, durch die Zusammenarbeit mit anderen Marken und eine Neupositionierung als Concept Store wieder attraktiver zu werden.
Die Maßnahmen stoßen auf gemischte Reaktionen. Während Gries das Konzept als wichtigen Schritt bezeichnet, kritisiert Heinemann die Billig-Linie scharf: „Das ist der Versuch, Temu zu kopieren – und einfallslos.“ Der Handelsprofessor bezweifelt, dass Depot in einem ohnehin gesättigten Markt mit solchen Strategien langfristig überleben kann.
Auch Thomas Roeb, Professor für Handelsbetriebslehre, sieht wenig Hoffnung: „Home-Deko-Konzepte sind am Limit. Die Verbraucher kaufen solche Produkte inzwischen woanders und günstiger.“
Vergangenheitsbewältigung und Blick nach vorn
Depot versucht, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Christian Gries, Enkel der Unternehmensgründer, räumt ein, dass es ihm nicht gelungen sei, das richtige Management-Team aufzustellen.
Nach Jahren wechselhafter Investorenbeziehungen und einer rasanten Expansion will Gries die Firma nun neu ausrichten, bleibt aber skeptisch gegenüber externen Geldgebern: „Mein Wunsch ist es, Alleineigentümer zu bleiben.“
Doch selbst bei einer erfolgreichen Sanierung steht Depot vor gewaltigen Herausforderungen. Die Rückkehr zur Rentabilität hängt von einem starken Weihnachtsgeschäft ab, das traditionell für etwa die Hälfte des Jahresumsatzes verantwortlich ist.
Allerdings kommt der Black Friday, der große Rabatte verlangt und die Margen drückt, für das Unternehmen zur Unzeit. „Wir sind in einem Teufelskreis“, gibt Gries zu. Rabatte zu verweigern könnte weitere Kunden kosten, während Preisnachlässe die Liquidität belasten.