Es dürfte derzeit Grund zur Freude im Hause Washington geben. Denzel Washington brilliert als Hauptdarsteller in "Gladiator II" und hat darüber hinaus das neue Werk "The Piano Lesson" produziert, das von seinem Sohn Malcolm Washington inszeniert wird und in dem sein anderer Sohn, John David Washington, die Hauptrolle spielt. Diese Verfilmung basiert auf dem Stück von 1987 von August Wilson, dessen Handlung mit den Darstellern Washington und Samuel L. Jackson bereits 2022 auf Broadway zu sehen war.
Der Schauplatz des Dramas ist Pittsburgh im Jahr 1936 im Heim von Doaker Charles, gespielt von Jackson. Die Ankunft seines Neffen Boy Willie, verkörpert durch Washington, bringt Aufregung in das ruhige Heim. Willie, mit großen Plänen aus Mississippi angereist, möchte das Land seiner Vorfahren erwerben und dieses Vorhaben durch den Verkauf eines wertvollen Familienklaviers finanzieren. Doch das Instrument trägt eine tiefe historische Bedeutung für Willies Schwester Berniece, gespielt von Danielle Deadwyler.
Die Gegensätze der Handlung – Nord vs. Süd, Land vs. Stadt, Vergangenheit vs. Zukunft – erscheinen zunächst klar angelegt, entfalten aber durch lebhafte Dialoge, ausgeprägte Figuren und einen Hauch von Übernatürlichem eine kraftvolle Dynamik. Schauspielerisch überzeugen insbesondere Washingtons Darstellung des Willie mit einer Mischung aus Charme, Draufgängertum und Verzweiflung sowie Ray Fisher als unbeholfener Gefährte und Michael Potts als desillusionierter Jazzmusiker. Dass Jackson sich in seiner Rolle als entspannter, verschmitzter Onkel von seinem gewohnten Image löst, ist ein zusätzlicher Genuss. Doch Deadwyler liefert als Berniece, mit einer flüchtigen, aber am Ende leidenschaftlichen Wirkung, die überzeugendste Darstellung ab.
Obwohl der Film mit einigen atmosphärischen Rückblenden und einer temporeichen, aber unpassenden Tanzszene aufwartet, bleibt er im Kern ein Bühnenstück. Eine konsequentere Umsetzung der ursprünglichen Bühnenlogik durch Regisseur Malcolm Washington wäre sicherlich wünschenswert gewesen. Denn gerade die Ästhetik der Bühnenumgebung verleiht der Geschichte ihre besondere Stärke.