05. Dezember, 2024

Global

Demografie am Wendepunkt: Was der Wohlstand der Boomer für die Zukunft bedeutet

Generation der Boomer als Wirtschaftsmotor – und Bremsklotz? Die Babyboomer haben die Wirtschaft geprägt wie keine andere Generation. Doch ihr Wohlstand birgt Risiken, die künftige Generationen teuer bezahlen könnten.

Demografie am Wendepunkt: Was der Wohlstand der Boomer für die Zukunft bedeutet
Während die Babyboomer ihre Renten genießen, bleibt die Finanzierung der milliardenschweren Rentenansprüche für die nachfolgenden Generationen eine ungeklärte Herausforderung.

Die Babyboomer – jene zwischen 1946 und 1964 Geborenen – gelten als Motoren des Nachkriegsbooms. Sie haben mit ihren Sparleistungen Vermögen angehäuft und Märkte angetrieben.

Doch genau diese Generation, die heute in den Ruhestand geht, steht zunehmend im Fokus kritischer Diskussionen. Einerseits sichern ihre Konsumausgaben die Wirtschaft, andererseits hinterlassen sie einen Berg an Herausforderungen.

Die versteckte Rechnung

Ed Yardeni, ein bekannter Analyst, beschreibt die wirtschaftliche Rolle der Boomer positiv: Sie konsumieren kräftig und beleben damit die Märkte. Doch in Europa, vor allem in Deutschland, zeigt sich eine andere Seite: Der Wohlstand der Boomer beruht zu einem großen Teil auf ungedeckten Rentenansprüchen.

Diese belasten die arbeitende Bevölkerung. Investitionen, die das Rentensystem stützen könnten – etwa eine stärkere Kopplung an den Kapitalmarkt – bleiben aus.

„Die Babyboomer haben sich ihre Vermögenspolster aufgebaut, aber die Generation danach zahlt die Zeche“, warnt ein Analyst der Commerzbank.

Europa geht das Personal aus

Die Folgen des demografischen Wandels werden überall spürbar. Besonders drastisch ist die Lage in Asien, etwa in Japan und Südkorea, wo die Bevölkerung rapide altert.

Schwindende Geburtenraten und alternde Gesellschaften in Europa und Asien gefährden langfristig das Wirtschaftswachstum und drücken auf die Attraktivität klassischer Wachstumsbranchen.

Auch in China sinken die Geburtenraten, während der Immobilienboom endet. In Europa sind Frankreich und Deutschland die Gegenpole: Frankreich hat dank höherer Geburtenraten mehr demografischen Spielraum.

In Deutschland hingegen sinkt die Bevölkerung – ohne Migration wären viele Sektoren, vom Gesundheitswesen bis zur Pflege, längst kollabiert.

Doch auch Migration hat ihre Grenzen: Während sie Deutschland kurzfristig stabilisiert, fehlen die abgewanderten Arbeitskräfte in ihren Herkunftsländern. Osteuropa ist hierfür ein trauriges Beispiel, wo die Abwanderung junger Menschen nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Gesellschaft destabilisiert.

Kapitalmärkte im Wandel

Was bedeutet das für Anleger? Klar ist: Der demografische Wandel beeinflusst nicht nur Sozialsysteme, sondern auch die Finanzmärkte. Bereiche wie Pharma, Medizintechnik und Automatisierung profitieren vom Alterungsprozess.

Zugleich schwindet langfristig das wirtschaftliche Wachstumspotenzial – und damit die Attraktivität vieler klassischer Wachstumsbranchen.

„Demografie ist ein Trend, den die Märkte noch unterschätzen“, sagt ein Experte. „Die Verschiebung hin zu altersorientierten Sektoren wie Pflege ist erst der Anfang.“