Eine Vision wird Wirklichkeit
Innerhalb von zehn Minuten aus dem Vorgarten zum Flughafen – das ist die ambitionierte Zukunftsvision von Ed Bastian, CEO der US-Airline Delta.
Am Dienstagabend präsentierte Bastian in Las Vegas im ikonischen Sphere die neueste Innovation seines Unternehmens: einen Flugtaxi-Shuttle-Service in Kooperation mit dem Flugtaxi-Pionier Joby Aviation.
Im futuristischen Setting der weltweit größten LED-Leinwand erklärte Bastian, wie das Unternehmen den Luftverkehr revolutionieren will: Kunden sollen künftig von zu Hause abgeholt und innerhalb kürzester Zeit zu Flughäfen wie dem JFK in New York oder LAX in Los Angeles geflogen werden.
„Das ist keine Zukunftsmusik“, betonte der Delta-Chef. „Das ist die nächste große Welle der Mobilität.“
Die Technologie hinter dem Shuttle-Service
Die Flugtaxis von Joby Aviation sind beeindruckend: Ähnlich wie Hubschrauber starten und landen sie senkrecht, betrieben von sechs Elektromotoren. Mit Platz für vier Passagiere erreichen sie Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 320 km/h und sollen dabei leiser und effizienter sein als herkömmliche Helikopter.
Delta hat bereits 2022 einen zweistelligen Millionenbetrag in Joby Aviation investiert.
Der Dienst soll zunächst in New York und Los Angeles starten, wo die Fahrzeit vom Stadtzentrum zum Flughafen auf weniger als zehn Minuten reduziert wird. Laut Bastian könnten Kunden sogar direkt aus ihrem Vorgarten abgeholt werden.
Deutsche Flugtaxi-Träume am Boden
Was in den USA Fortschritte macht, wirft ein Schlaglicht auf die Situation in Deutschland. Mit Volocopter und Lilium gab es auch hierzulande ambitionierte Flugtaxi-Projekte, die eine urbane Mobilitätsrevolution versprachen. Doch beide Unternehmen gerieten zuletzt in finanzielle Schieflage und mussten Insolvenz anmelden.
„Es ist nicht die Technologie, an der es mangelt“, sagt Leif Lindner, Chef der Berliner IFA-Technologiemesse. „Wir hatten innovative Prototypen, aber der Markt fehlt.“
In Deutschland fehlt es den Start-ups an starken Investoren und staatlicher Unterstützung – ein Umstand, den internationale Konkurrenten wie Joby Aviation geschickt zu nutzen wissen.
Globale Konkurrenz schläft nicht
In Dubai und Tokio stehen Flugtaxis bereits kurz vor dem regulären Einsatz. Joby Aviation profitiert dabei nicht nur von der Unterstützung durch Delta, sondern auch von Investitionen des japanischen Autogiganten Toyota. In Dubai hat das Unternehmen sogar Exklusivrechte für die nächsten sechs Jahre.
Derweil arbeitet der US-Konkurrent Archer Aviation mit United Airlines und Stellantis zusammen. Deutsche Konzerne wie Lufthansa hingegen haben bislang nur unverbindliche Absichtserklärungen abgegeben.
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Die nächste Mobilitätsrevolution?
Für Experten hat die Flugtaxi-Branche das Potenzial, den Verkehr in Großstädten nachhaltig zu verändern. „Die Technologie ist da, was fehlt, sind Geschäftsmodelle, die den Markt erschließen“, so Lindner.
Doch während in den USA Kooperationen mit großen Konzernen das Wachstum vorantreiben, bleibt die deutsche Industrie zögerlich.
Delta zeigt, wie es geht
Die Airline will das Flugtaxi nicht als eigenständiges Produkt, sondern als Teil eines umfassenden Mobilitätsangebots etablieren. Mit einer KI-gesteuerten Concierge-App sollen Kunden von der Reiseplanung bis zum Flughafentransfer begleitet werden. Zudem wird eine Partnerschaft mit Uber angestrebt, bei der Delta-Kunden Punkte für Fahrten oder Lieferungen sammeln können.