02. Februar, 2025

Quartalszahlen 2025

Deepseek: Droht den US-Tech-Giganten das gleiche Schicksal wie Nokia?

Ein chinesisches Start-up wirbelt den Markt für Künstliche Intelligenz auf – Microsoft und Meta tun so, als wäre nichts passiert. Doch hinter den Kulissen läuft längst ein Wettlauf gegen die Zeit.

Deepseek: Droht den US-Tech-Giganten das gleiche Schicksal wie Nokia?
Das chinesische KI-Start-up Deepseek entwickelt Konkurrenzmodelle mit einem Bruchteil der Kosten – genau wie es Huawei einst mit der Mobilfunkindustrie tat. Haben die US-Riesen ihre KI-Vormachtstellung bereits verspielt?

Satya Nadella macht gute Miene zum harten Spiel. „Für uns sind das gute Nachrichten“, sagt der Microsoft-Chef über den neuen KI-Konkurrenten aus China. Die Preise für KI-Technologie würden sinken, KI werde „allgegenwärtiger“. An der Wall Street kam das weniger gut an. Nach der Präsentation der jüngsten Geschäftszahlen fiel die Microsoft-Aktie nachbörslich um rund fünf Prozent.

Meta-CEO Mark Zuckerberg gibt sich ähnlich unbeeindruckt. In einer Analystenkonferenz lobt er die Fortschritte seines Konzerns: Noch in diesem Jahr werde „ein hochintelligenter und personalisierter KI-Assistent mehr als eine Milliarde Menschen erreichen“. Die Meta-Aktie stieg um knapp zwei Prozent.

Microsoft wächst – aber langsamer als gehofft

Dass Nadella und Zuckerberg demonstrativ Gelassenheit ausstrahlen, hat Gründe. Microsofts Zahlen sehen auf den ersten Blick stark aus: 69,6 Milliarden Dollar Umsatz, ein Plus von zwölf Prozent, der Betriebsgewinn wächst um 17 Prozent. Doch ausgerechnet die Cloud-Sparte Azure, Dreh- und Angelpunkt der KI-Strategie, enttäuscht. Das Wachstum fällt niedriger aus als erwartet, und genau hier setzt der neue Wettbewerber Deepseek an.

Meta hingegen übertrifft die Erwartungen. Die Werbeeinnahmen steigen auf 46,7 Milliarden Dollar, der Konzerngewinn schießt um 49 Prozent nach oben. Der Grund: KI-optimierte Werbeformate sorgen für höhere Einnahmen.

Doch hinter den Kulissen macht sich Nervosität breit. Laut einem Bericht des Tech-Portals The Information hat Meta vier „War Rooms“ eingerichtet, in denen Deepseek bis ins kleinste Detail analysiert wird. Denn was da aus China kommt, könnte gefährlicher werden als bislang angenommen.

KI-Wettrüsten frisst Milliarden

Während die großen US-Tech-Konzerne Milliarden in Rechenzentren und spezialisierte KI-Chips stecken, hat Deepseek mit weniger Kapital ein Modell entwickelt, das mit Metas Llama mithalten kann. Das wirft Fragen auf: Ist der westliche Vorsprung in der KI-Forschung wirklich noch so groß?

Microsoft, Meta, Amazon und Google haben ihre Ausgaben für KI-Infrastruktur im vergangenen Jahr um fast 60 Prozent gesteigert. Und es geht weiter: Microsoft will bis Ende 2025 über 80 Milliarden Dollar in neue Serverfarmen investieren. Das Ziel: Den KI-Boom kommerzialisieren, bevor die Konkurrenz aus China das Gleiche tut – nur günstiger.

Zuckerberg sieht das große Ganze. „Am Ende wird sich ein globaler Standard durchsetzen – und es ist entscheidend, dass dies ein amerikanischer Standard ist.“

Microsoft-Chef Nadella bleibt pragmatisch: Er lobt Deepseek als innovativ, ist sich aber sicher, dass auch deren Technologie bald zur „commodity“ wird – also zur Massenware. Die eigentliche Frage lautet: Wer verdient daran?

Die Nervosität wächst

Auch wenn Nadella und Zuckerberg öffentlich Souveränität demonstrieren, ist klar: Die Konkurrenz wird härter. Microsofts Vorteil liegt in der Cloud-Infrastruktur, Meta punktet mit KI-optimierter Werbung – doch Deepseek zeigt, dass sich Spielregeln ändern können.