KI
Deepseek: Chinas KI-Revolution
Effizient, günstig und bahnbrechend – das chinesische Start-up Deepseek hat mit seinem neuen Algorithmus R1 eine Revolution ausgelöst.
Effizient, günstig und bahnbrechend – das chinesische Start-up Deepseek hat mit seinem neuen Algorithmus R1 eine Revolution ausgelöst.
Die App war keine 24 Stunden live, da stand sie schon auf Platz eins im Google Play Store. Deepseek, ein bis dahin eher unbekanntes chinesisches Start-up, hat mit seinem neuen KI-Algorithmus R1 die gesamte Branche in Aufruhr versetzt.
Die Software kombiniert beeindruckende Leistungsfähigkeit mit bahnbrechender Effizienz – und bringt damit die Geschäftsmodelle der etablierten Anbieter ins Wanken.
Marc Andreessen, einer der bekanntesten Investoren des Silicon Valley, fand klare Worte:
„Deepseek R1 ist der Sputnik-Moment der KI.“
Tatsächlich dürfte die Veröffentlichung des Algorithmus weitreichende Folgen haben.
Bisher war klar: Wer im KI-Bereich mitspielen will, muss Milliarden in Rechenzentren und teure Hardware investieren. OpenAI, Google und Co. haben diese Ressourcen – und nutzen sie. Doch Deepseek zeigt, dass es auch anders geht.
Mit einem Forschungsbudget von nur sechs Millionen Dollar entwickelten die chinesischen Ingenieure eine KI, die in Tests gleichauf mit US-Modellen liegt – und dabei deutlich effizienter arbeitet.
Während OpenAI für seine Systeme etwa 100.000 Nvidia-Grafikkarten einsetzt, benötigt Deepseek lediglich 2000.
„Es ist, als ob Sie ein riesiges Team haben und nur die Experten aktivieren, die Sie gerade brauchen“, erklärt Morgan Brown, KI-Chef des US-Unternehmens Dropbox. Das spart nicht nur Energie, sondern auch massiv Kosten.
Deepseek hat bei der Entwicklung von R1 alte Regeln hinterfragt – mit Erfolg. Statt auf maximale Rechenleistung zu setzen, optimierten die Entwickler das Training ihrer KI-Modelle. Beispielsweise verarbeitet R1 Daten nicht in kleinsten Einheiten wie Silben, sondern in ganzen Sätzen.
Auch die Architektur des Systems ist ein Novum: Statt einen einzigen riesigen Algorithmus zu verwenden, besteht R1 aus vielen spezialisierten Modulen, die bei Bedarf aktiviert werden. Das spart Ressourcen und macht den Algorithmus flexibel.
Zudem verzichtete Deepseek auf unnötige Genauigkeit bei Berechnungen. Die KI rechnet weniger präzise, ohne dabei an Qualität zu verlieren – ein entscheidender Schritt, um Speicherplatz und Energieverbrauch zu reduzieren.
Die Innovationskraft von Deepseek ist nicht zuletzt eine Reaktion auf die US-Sanktionen gegen China. Seit Jahren versucht die US-Regierung, Chinas KI-Branche durch Exportverbote für Hochleistungschips zu schwächen.
Nvidia darf keine Supercomputer mehr nach China liefern, wichtige Technologien stehen auf der Sperrliste.
Deepseek hat diese Einschränkungen genutzt, um neue Wege zu gehen. „Wir mussten effizienter werden, weil wir keine andere Wahl hatten“, sagte ein Unternehmenssprecher. Das Ergebnis: ein Algorithmus, der auf handelsüblicher Hardware läuft und trotzdem Spitzenleistung liefert.
Für die großen KI-Anbieter ist R1 ein Problem – und eine Chance. Die etablierten Firmen wie OpenAI investieren Milliarden in ihre Systeme und kämpfen dennoch mit hohen Betriebskosten. Laut Analysten verbrennt OpenAI jährlich etwa fünf Milliarden Dollar, vor allem durch die Miete von Supercomputern.
Deepseek zeigt, dass es auch günstiger geht. Und das hat Folgen: „Die US-Firmen versuchen, sich mit Milliarden-Investitionen einen uneinholbaren Vorsprung zu verschaffen“, sagt Aljoscha Burchardt vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. „Doch Deepseek beweist, dass dieser Ansatz nicht alternativlos ist.“
Besonders für kleinere Unternehmen und Start-ups eröffnet R1 neue Möglichkeiten. Plötzlich scheint es machbar, auch mit begrenzten Mitteln wettbewerbsfähige KI-Lösungen zu entwickeln.
Deepseek R1 kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt für die Branche. Die hohen Kosten der bisherigen KI-Systeme gelten als größte Hürde für ihren breiten Einsatz. Modelle wie R1 könnten diese Hürde beseitigen und gleichzeitig die Profitabilität von KI-Anwendungen verbessern.
Für Nvidia könnte das mittelfristig sogar von Vorteil sein. Wenn KI günstiger wird, dürfte die Nachfrage steigen – und damit auch der Bedarf an Hardware.
Für Sam Altman, den CEO von OpenAI, sind die Entwicklungen dagegen eine Herausforderung. Er hat gerade erst angekündigt, 500 Milliarden Dollar in ein neues Projekt investieren zu wollen. Die Investoren dürften sich nun fragen, ob nicht auch mit deutlich weniger Geld ähnliche Ergebnisse möglich wären.
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