21. November, 2024

Startups & VC

Decathlons 13-Millionen-Wette auf gebrauchte E-Bikes

Nach mehreren Neustarts und Geschäftsmodellwechseln setzt Rebike jetzt auf eine große Finanzspritze – mit Decathlon als prominentem Investor. Das Start-up will so die Nachfrage nach nachhaltigen E-Bikes europaweit bedienen.

Decathlons 13-Millionen-Wette auf gebrauchte E-Bikes
Rebike setzt auf gebrauchte E-Bikes als umweltfreundliche Alternative. Doch bleibt die Frage, wie die Margen unter dem steigenden Preisdruck in der Branche langfristig gehalten werden sollen.

Wer sein Geschäftsmodell mehrfach anpasst, hat oft eines gelernt: der Markt fordert Flexibilität. Das Münchener Start-up Rebike, Spezialist für aufbereitete E-Bikes, nimmt die Herausforderung an – und gewinnt jetzt Decathlon als starken Partner.

Mit 13 Millionen Euro frischem Kapital will Rebike seinen Wachstumskurs in Deutschland und Europa vorantreiben. Ziel ist, gebrauchte Elektroräder als günstige und nachhaltige Alternative breiten Käuferschichten zugänglich zu machen – ein Trend, der gerade jetzt im schwierigen Wirtschaftsumfeld immer mehr Menschen anspricht.

„Wir sind auf einem klaren Weg, ein führender Anbieter im europäischen Markt zu werden,“ sagt Thomas Bernik, Mitgründer von Rebike.

Dreimal Neuanfang, einmal starkes Fundament

Seit 2018 tüfteln Bernik und Co-Gründer Sven Erger am Erfolgskonzept für gebrauchte E-Bikes. Sie begannen mit einer Plattform für private Verkäufe und Vorführmodelle, mussten jedoch bald umdenken: Zu wenig Ware von Privatpersonen und Herstellern bedeutete, das Modell grundlegend zu ändern. Heute bezieht Rebike die meisten Räder aus dem Dienstrad-Leasing.

Die E-Bikes werden in der Werkstatt in Kempten aufbereitet und anschließend als hochwertige Alternativen zum Neumodell verkauft. Das Wachstum lässt sich sehen: Rebike erwartet für 2024 einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro – ein Plus von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Konkurrenz im E-Bike-Gebrauchtmarkt wächst stetig. Rebike behauptet sich mit Premiumqualität, während Anbieter wie Upway und Bike Exchange ähnliche Modelle anbieten.

Knapp 100 Mitarbeitende arbeiten in Kempten daran, jährlich rund 20.000 Räder wieder straßentauglich zu machen. Und die Ziele wachsen: 2025 sollen es 30.000 sein, langfristig sogar bis zu 100.000.

Decathlon als Schlüsselpartner für die Expansion

Das Kapital aus der Finanzierungsrunde soll nicht nur den Standort in Kempten stärken. Rebike wagt auch den Schritt ins Ausland. In Frankreich ist das Start-up bereits aktiv, jetzt kommen Belgien und die Niederlande hinzu. Decathlon könnte dabei zum Türöffner werden.


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Der Sportartikel-Gigant ist in über 1700 Filialen weltweit vertreten. Derzeit verkauft Rebike über Decathlons Online-Marktplatz – doch eine Präsenz in den Läden wäre ein strategischer Sprung.

Franck Vigo, Chef der Wagniskapitalsparte Decathlon Pulse, betont den Nachhaltigkeitsaspekt:

„Rebike passt zu Decathlons Engagement für die Kreislaufwirtschaft. Gemeinsam fördern wir eine Alternative, die sowohl preislich als auch ökologisch überzeugt.“

Konkurrenz im E-Bike-Markt wächst

Auch wenn die Nachfrage nach E-Bikes ungebrochen hoch ist, spitzt sich der Wettbewerb zu. Zahlreiche Anbieter, darunter das französische Start-up Upway oder die Plattform Bike Exchange, verkaufen bereits überholte E-Bikes auf dem deutschen Markt.

Hinzu kommt ein Überangebot durch die hohen Lagerbestände aus den Boom-Jahren der Coronapandemie. Der Marktbericht von Roland Berger zeigt, dass 2025 sogar ein weiterer Rückgang der Verkaufszahlen drohen könnte.

Mit 13 Millionen Euro unterstützt Decathlon den Wachstumskurs von Rebike. Doch lässt sich die Investition in einem volatilen Markt rechtfertigen?

Das hat Vor- und Nachteile für Rebike: Die sinkenden Preise erleichtern den Markteintritt für Kunden, die bislang zögerten, belasten aber auch die Margen. Der aktuelle Preisdruck zwingt zu strategischem Handeln, wie Bernik erklärt: „Unsere Positionierung als Premiumanbieter mit hohem Qualitätsanspruch ist entscheidend, um uns von anderen Anbietern abzuheben.“

Im Rebike-Onlineshop gibt es derzeit Modelle ab etwa 900 Euro – die Topmodelle kosten bis zu 7000 Euro. Mit seiner Qualität und einem wachsenden Kundenstamm sieht sich das Unternehmen gut aufgestellt, um in einem schwierigen Marktumfeld erfolgreich zu bestehen.

Die Zukunft: Mehr Räder, mehr Nachhaltigkeit

Für Rebike steht fest: Die kommenden Jahre sind entscheidend, um die Marktführerschaft im Bereich hochwertiger, gebrauchter E-Bikes zu erreichen. In Kempten soll bald ein Zwei-Schicht-Modell eingeführt werden, eventuell folgt ein zweiter Standort, um die Kapazitäten zu erweitern.

Mit einer wachsenden Nachfrage und Decathlon im Rücken hat das Start-up beste Chancen, seine ehrgeizigen Ziele zu erreichen.