In der Diskussion rund um das Abtreibungsrecht wird die Forderung nach einer Enttabuisierung immer lauter. Der Gedanke, dass ungewollt Schwangere sich derzeit in einer rechtlich fragwürdigen Situation befinden, erscheint vielen als nicht mehr zeitgemäß. Schließlich sind Autonomie und Selbstbestimmung grundlegend, wenn es darum geht, Entscheidungen über den eigenen Körper zu treffen. Dies umfasst die Wahl für oder gegen eine Schwangerschaft und alle damit einhergehenden Konsequenzen.
Solche Entscheidungen werden von Betroffenen keineswegs leichtfertig getroffen. Daher wirkt es umso unangemessener, zusätzliche gesellschaftliche Hürden durch gesetzliche Einschränkungen aufzubauen. Kritiker des bestehenden Rechtsrahmens betonen, dass er eine unnötige gesellschaftliche Stigmatisierung von Frauen zur Folge hat, die sich für einen Abbruch entscheiden müssen.
Der aktuelle Gesetzesentwurf scheint in der Praxis wenig Veränderung zu bieten. Doch eine Reform in diesem Bereich wäre ein starkes politisches Signal. Sie würde den Fokus von der Reglementierung hin zur Unterstützung und Entlastung verlagern und damit eine wichtige Botschaft senden: Der Staat respektiert die individuelle Entscheidungsfreiheit und verzichtet darauf, diese zu kontrollieren.