In Tschechien sorgt eine Debatte um die im Vergleich zu Deutschland und Österreich eher bescheidenen Löhne für Diskussion. Der tschechische Premierminister Petr Fiala, bekannt für seine liberalkonservative Ausrichtung, tritt vehement für eine Angleichung der Gehälter an die unserer westlichen Nachbarn ein. Er verfolgt das ambitionierte Ziel, Unternehmen zu gewinnen, die bereit sind, ihre Angestellten auf dem Niveau Bayerns zu entlohnen. Diese Forderungen stoßen bei tschechischen Wirtschaftsexperten jedoch auf Skepsis. Der führende Ökonom Lukas Kovanda von der Prager Trinity Bank zweifelt an der Realisierbarkeit dieses Ansinnens, da sich der Abstand in der Lohnentwicklung in den letzten fünf Jahren sogar vergrößert habe. Deutschland und Österreich scheinen sich entwicklungstechnisch weiter von Tschechien zu entfernen. Auch Pavel Sobisek von der Unicredit Bank kritisiert die Annahmen des Premiers, bezeichnet sie gar als wirklichkeitsfremd. Er rät der Regierung, den Fokus vielmehr auf wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Wachstum zu legen. Andrej Babis, Oppositionsführer und Milliardär, schließt sich der Kritik an und wirft Fiala populistische Beweggründe vor. Viele deutsche Unternehmen sehen Tschechien als verlängerte Werkbank, was die ungleichen Gehälter verdeutlicht. Laut Eurostat betrug das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen in Deutschland im Jahr 2023 gut doppelt so viel wie in Tschechien, nämlich 50.998 Euro gegenüber 23.454 Euro.