03. Januar, 2025

Politik

Debanking-Debatte schwappt von Großbritannien in die USA über

Debanking-Debatte schwappt von Großbritannien in die USA über

Über ein Jahr nachdem Nigel Farage in Großbritannien das Thema Debanking ins Rampenlicht gerückt hat, entfacht sich nun eine ähnliche Debatte in den Vereinigten Staaten. Ein Auslöser dafür war der bekannte Risikokapitalgeber Marc Andreessen, der in einem Interview mit Joe Rogan Ende November über die Ausgrenzung von Investoren, Gründern und deren Unternehmen aus dem Bankensystem klagte. Andreessens Vorwürfe richteten sich in zwei Richtungen: Zum einen beschuldigte er Banken, Personen mit rechtsgerichteten Ansichten als "politisch exponiert" zu brandmarken und anschließend die geschäftlichen Beziehungen zu diesen zu beenden. Zum anderen beklagte er den erschwerten Zugang zu Bankdienstleistungen für Branchen, die von der Regierung kritisch gesehen werden oder die traditionellen Finanzunternehmen bedrohen könnten, wie etwa die Kryptobranche. Diese Vorwürfe fanden rasch Anklang, insbesondere nachdem Melania Trump kürzlich beklagte, dass ihre Bank nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 ihr Konto gekündigt und sich geweigert habe, ein neues für ihren Sohn Barron zu eröffnen. Unter konservativen Stimmen hat sich der Begriff "Operation Choke Point 2.0" etabliert, um solche Entscheidungen zusammenzufassen. Dies knüpft an eine frühere Initiative der Obama-Ära an, bei der umstrittenen Branchen der Zugang zu Bankdienstleistungen erschwert werden sollte. Sollte Donald Trump erneut die Präsidentschaft übernehmen, ist es wahrscheinlich, dass seine Regierung Maßnahmen ergreifen wird. David Sacks, der zukünftige Berater für Künstliche Intelligenz und Krypto, erklärte, dass es "zu viele Geschichten über von Operation Choke Point 2.0 betroffene Menschen" gäbe, die untersucht werden müssten. Auch Brian Brooks, in Trumps erster Amtszeit Leiter des Office of the Comptroller of the Currency, hat angedeutet, dass die neue Regierung seine früheren Bemühungen um die Einführung sogenannter Fair-Access-Regeln wieder aufgreifen könnte. Diese Regeln sollten Banken verpflichten, aus finanziellen Gründen über den Ausschluss eines Kunden zu entscheiden. Einige Trump-Anhänger sehen im Debanking eine Verschwörung des "Deep State". Doch es gibt mehrere, teils weniger spektakuläre Gründe, die solche Entscheidungen erklären könnten. Eine Ursache liegt in der häufig intransparenten Kommunikation der Banken, wenn Kundenbeziehungen beendet werden. Regulierung und Strafandrohungen haben seit 2008 zu einer riskobewussteren Kundenpolitik der Banken geführt. Regulierungsbehörden beteuern zwar, dass sie Banken nicht vorschreiben, mit welchen Kunden sie arbeiten dürfen. Doch sie können dennoch abschreckend wirken. So forderte die Federal Deposit Insurance Corporation im Jahr 2022 Banken dazu auf, sie über jegliche geplanten Geschäfte im Bereich der Kryptowährungen zu informieren. Ob dies eine politisch motivierte Maßnahme der Biden-Regierung war oder eine Reaktion auf die Gefahr von Geldwäsche und Sanktionsumgehungen, bleibt unklar. Der Effekt auf die Banken war jedoch spürbar. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist, dass die Beschwerden von Risikokapitalgebern und Krypto-Unternehmen wenige Jahre nach dem Zusammenbruch von drei mittelgroßen US-Banken kommen, die diesen Branchen dienten. Unternehmen wie Silicon Valley Bank, Signature und Silvergate stellten nach Liquiditätsproblemen den Betrieb ein. Solche Schließungen erschweren es betroffenen Kunden, neue Banken zu finden, insbesondere wenn sie in regulierungsintensiven Bereichen tätig sind. Vor zwanzig Jahren war das Problemkind der Branche die Riggs Bank, die sich einst als "die weltweit bedeutendste Bank in der bedeutendsten Stadt" bezeichnete. Aufgrund umfangreicher Geldwäscheprobleme wurde sie letztlich verkauft, und wenige Banken waren bereit, die Risiken ihrer Geschäftsfelder zu übernehmen. Auch heute treffen Bankvorstände Entscheidungen, um die Kreditvergabe an bestimmte Branchen, die sie kritisch sehen, zu beschränken, beispielsweise im Waffenhandel oder bei neuen Ölprojekten in der Arktis. Solche Entscheidungen erfordern stets eine zentrale Beurteilung dessen, was als richtig oder falsch angesehen wird.