18. September, 2024

Wirtschaft

DB Schenker: Größter Deal in der Geschichte der Deutschen Bahn

DB Schenker: Größter Deal in der Geschichte der Deutschen Bahn

Die Deutsche Bahn hat bekannt gegeben, ihre Logistiktochter DB Schenker für rund 14,3 Milliarden Euro an den dänischen Wettbewerber DSV zu verkaufen. Inklusive erwarteter Zinserträge beläuft sich der Wert des Geschäfts auf 14,8 Milliarden Euro. Dies markiert einen Rekorddeal für beide Unternehmen und soll der Bahn helfen, ihre Schulden von etwa 33 Milliarden Euro abzubauen.

Bahnchef Richard Lutz äußerte sich positiv über den Verkauf und betonte, dass die Transaktion DB Schenker eine klare Wachstumsperspektive ermögliche. Für DSV bedeutet der Kauf einen wichtigen Schritt zur Marktführerschaft. Durch den Zusammenschluss von DB Schenker und DSV soll der aktuelle Marktführer DHL sowie Kühne + Nagel übertroffen werden. DSV plant, den Kauf größtenteils durch Kredite und etwa vier bis fünf Milliarden Euro aus Eigenkapital zu finanzieren.

DSV übernimmt weltweit rund 75.000 Mitarbeiter und plant, eine Milliarde Euro in Deutschland zu investieren, um die bestehenden Infrastrukturen zu harmonisieren. Schenker hat aktuell etwa 72.700 Beschäftigte in über 130 Ländern. Zwar soll ein Teil der Arbeitsplätze in der Verwaltung abgebaut werden, langfristig sollen jedoch im operativen Bereich neue Jobs entstehen.

Der Gesamtbetriebsrat von Schenker hätte lieber den Private-Equity-Investor CVC Capital Partners als Käufer gesehen, um Arbeitsplatzverluste zu minimieren. Dennoch müssen die Arbeitnehmervertretungen nun mit DSV zusammenarbeiten, um sozialverträgliche Lösungen zu finden. Es wurden bis 2027 mehrere Sozialzusagen getroffen, darunter der Schutz von Arbeitsplätzen.

Der Verkauf von Schenker erregt kontroverse Diskussionen. Während Bundesverkehrsminister Volker Wissing den Schritt begrüßt und hofft, dass sich die Bahn stärker auf das Kerngeschäft im Schienenverkehr konzentriert, befürchten Kritiker, dass die Bahn durch die Schuldentilgung lediglich Platz für neue Schulden schafft. Der Geschäftsführer des Wettbewerberverbands Die Güterbahnen, Peter Westenberger, fordert, die Erlöse aus dem Verkauf für infrastrukturelle Investitionen zu nutzen.

Die Transaktion muss noch von verschiedenen Gremien und Behörden, darunter der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn und die Wettbewerbsbehörden, genehmigt werden. Der Abschluss des Verkaufs ist für das zweite Quartal des kommenden Jahres geplant.

Auch andere Branchen sind von großem Interesse für ausländische Investoren. So hat sich die italienische Großbank Unicredit kürzlich einen Anteil an der Commerzbank gesichert, während die Schweizer Reederei MSC in den Hamburger Hafenlogistiker HHLA investiert. Clemens Fuest, Chef des Ifo-Instituts, sieht dies als normal in einer offenen Volkswirtschaft an und betont, dass Investitionen aus der EU geopolitisch unbedenklich seien.