Der deutsche Aktienmarkt erlebt eine Phase der Entspannung, nachdem die anfängliche Rekordstimmung einer realistischen Analyse gewichen ist. Angesichts der anhaltenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und der besorgniserregenden wirtschaftlichen Lage in Deutschland erwarten Marktteilnehmer in der kommenden Woche keine signifikanten Anstiege des Dax. Die Stabilität der Zinspolitik spricht jedoch dagegen, dass es zu größeren Einbrüchen bei den Kursen kommen wird.
Analystin Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen hebt hervor, dass die Märkte von erhöhter Vorsicht geprägt sind, insbesondere aufgrund der jüngsten Ereignisse im Nahen Osten. Verkäufe nach den jüngsten Höchstständen haben zu moderaten Rückgängen geführt, ein Phänomen, das Windt größtenteils auf die unsicheren wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland zurückführt, die trotz positiver Inflationsnachrichten belastend wirken. Besonders die jüngsten Entwicklungen in der Automobilindustrie lassen aufhorchen, wie die Entscheidung der EU, auf Elektroautos aus China Zusatzabgaben zu erheben.
In diesem Zusammenhang sind die anstehenden Wirtschaftsdaten zu den deutschen Auftragseingängen und der Industrieproduktion von besonderem Interesse. Der jüngste Anstieg der Aufträge könnte ein Anzeichen für eine bevorstehende Erholung sein, obwohl Indikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima noch keine klare Wende vermelden.
Zusätzliche Aufmerksamkeit erfordert die geopolitische Lage im Nahen Osten. Äußerungen von US-Präsident Joe Biden zu möglichen militärischen Maßnahmen gegen den Iran haben Besorgnis hervorgerufen. Der Konflikt könnte die Ölpreise in die Höhe treiben und damit sowohl die Weltwirtschaft als auch exportabhängige deutsche Unternehmen erheblich belasten.
Robert Greil von Merck Finck betont die Bedeutung der aktuellen Zinspolitik als stabilisierenden Faktor. Sollte das globale Wachstum wegen steigender Ölpreise ins Stocken geraten, könnte die Fed zu niedrigeren Leitzinsen greifen, was sich unterstützend auf die Märkte auswirken dürfte. Begünstigend könnte sich zudem die saisonale Entwicklung auf den Dax auswirken, wie David Bienbeck von Albrech & Cie ergänzt.
In der kommenden Woche stehen wenige unternehmensspezifische Neuigkeiten aus Deutschland an. Erwartet werden Quartalszahlen von Südzucker und Gerresheimer, während die große US-Bankenberichtssaison am Freitag eingeläutet wird, was die hiesigen Finanzsektoren beeinflussen könnte.