30. September, 2024

Märkte

Dax trotzt allen Erwartungen und setzt Aufwärtstrend fort

Dax trotzt allen Erwartungen und setzt Aufwärtstrend fort

Viele Marktbeobachter zeigten sich überrascht: Trotz der Prognosen, dass der Dax nach der deutlichen US-Zinssenkung eine Verdauungspause einlegen würde, setzte der deutsche Leitindex seinen Höhenflug unbeirrt fort. Derzeit notiert er mehrere hundert Punkte über der 19.000er-Marke, die er zuvor nach zahlreichen Anläufen überschritten hatte. Innerhalb von weniger als zwei Monaten hat der Dax somit über 2.000 Punkte zugelegt und damit beträchtliche Vorschusslorbeeren eingefahren.

Dieser Höhenflug basiert hauptsächlich auf Hoffnungen, obwohl die wirtschaftliche Gesamtsituation wenig Anlass zur Euphorie bietet. "Die beeindruckende Rally ist vor allem das Resultat der globalen Zinswende", erklärt Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank. "Allerdings weist das konjunkturelle Fundament erhebliche Schwächen auf." Besonders in Europa seien die positiven Effekte der Zinssenkungen noch nicht erkennbar, wie der jüngste ifo-Geschäftsklimaindex zeigt, der im September weiter gesunken ist.

Ähnlich vorsichtig äußern sich Experten zur chinesischen Wirtschaft. Trotz zahlreicher Maßnahmen seitens der chinesischen Regierung, um die Konjunktur zu beleben, sind die Ergebnisse noch unklar. Europäische Exportwerte haben bereits starke Zuwächse vorweggenommen, aber konkrete fiskalische Stimuli, die reale wirtschaftliche Unterstützung bieten könnten, fehlen bisher. "Noch fehlen konkrete Maßnahmen, um den Börsenfantasien eine reale Grundlage zu verleihen", warnt Halver.

Wirtschaftsfachmann Ulrich Kater von der Dekabank ergänzt: "Die bisherigen chinesischen Stimulusmaßnahmen dürften kaum ausreichen, um die Wachstumsprobleme der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu lösen." Er setzt auf weitere Maßnahmen, die den schwachen Konsum in China ankurbeln sollen.

Die Frage bleibt, ob die Märkte zu viel Optimismus eingepreist haben und ein Realitätsschock droht. Halver bleibt jedoch optimistisch: "Aktuell befinden wir uns zwischen der Rezessions- und Aufschwungphase. Aktien sind in Erwartung verbesserter Konjunkturdaten derzeit die bevorzugte Anlageklasse."

Das günstige Zinsumfeld dürfte nicht nur dem Dax, sondern auch dem MDax und dem SDax zugutekommen, die zunehmend bessere Aussichten haben. "Insbesondere Small und Mid Caps profitieren typischerweise von günstigeren Refinanzierungsbedingungen", betont Halver.

Hinzu kommt die Entspannung auf der Inflationsseite. Neue Daten deuten auf einen nachlassenden Inflationsdruck, insbesondere in Europa. Kater prognostiziert: "Das könnte schnellere Zinssenkungen zur Folge haben als bisher erwartet." Die europäischen Verbraucherpreise, die am Dienstag bekannt gegeben werden, könnten diesen Trend bestätigen. Laut Kater dürfte die Inflation im Euroraum im September auf 2,0 Prozent gesunken sein.

Zum Ende der Woche steht mit dem US-Arbeitsmarktbericht ein wichtiger Indikator für die US-Geldpolitik an. Diese Zahlen könnten Hinweise darauf geben, ob im November eine weitere kräftige Zinssenkung ansteht.