Dax auf Talfahrt: Wall Street-Crash und die schwindende Weihnachtsrally
Der festlich geschmückte Dax bekommt vorzeitig sein Weihnachtsgeschenk - allerdings nicht das ersehnte Plus, sondern einen Dämpfer aus Übersee. Die Wall Street, sonst Garant für positive Impulse, beendete ihre Weihnachtsrally abrupt.
Die Verluste in den USA schlagen nun auch hierzulande Wellen, und der Dax liegt im Mittagshandel bei 16.666 Punkten, ein Minus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vortagesschluss.
Die jäh beendete Weihnachtsrally in den USA sorgt für Unruhe am deutschen Aktienmarkt. Nach neun erfolgreichen Handelstagen lag der Dow-Jones-Index mit einem Minus von 1,3 Prozent im Schnee der Verluste. Der S&P 500 verzeichnete mit einem Verlust von 1,47 Prozent das größte Tagesminus seit drei Monaten.
„Anleger wollten offensichtlich viele ihrer Gewinne ins Trockene bringen, bevor sie sich in die Weihnachtsferien verabschieden“, erklärt Portfoliomanager Thomas Altmann vom Fondshaus QC Partners.
Die Auswirkungen dieses Wall Street-Crashs erreichen Europa erst heute. Die Konsolidierungsphase seit dem Rekordhoch am vergangenen Donnerstag mit 17.003 Punkten könnte sich ausweiten, und Experten spekulieren, dass der Dax das bisherige Verlaufstief von 16.595 Zählern erreichen könnte.
Profi-Ruhe vor Weihnachten? Anleger ziehen Gewinne ab und lassen Dax taumeln
Martin Utschneider von Finanzethos betont jedoch, dass das Potenzial auf der Unterseite vorerst bei 16.630 Punkten begrenzt ist.
„Keiner will vor Weihnachten noch etwas riskieren“, scherzt Utschneider. Mit fallenden Handelsumsätzen und schwindender Zahl der Profis am Aktienmarkt neigt das Börsenjahr zum ruhigen Ausklang.
Doch nicht nur die saisonale Stimmung beeinflusst die Märkte. Eine historische Diskrepanz am Zinsmarkt sorgt für zusätzliche Unsicherheit. Der Zinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt mehr als doppelt so hoch wie die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe.
Eine nie dagewesene Situation, wie Thomas Altmann betont. „Sollte die EZB die eingepreisten mindestens sechs Zinssenkungen nicht liefern, besteht erhebliches Enttäuschungs- und Rückschlagsrisiko“, warnt er.
Diese Entwicklung könnte sich auch auf die Aktienmärkte auswirken.
Zinsunsicherheit und Unternehmensblicke: Dax zwischen Jahresausklang und Spekulationen
Die Erwartungen an die Entwicklung des Dax im Jahr 2024 variieren unter Analysten, vor allem in Bezug auf die Zinspolitik der Zentralbanken. Die Euro-Notenbank dürfte angesichts der rückläufigen Inflation und der angeschlagenen Konjunktur die Zinsen deutlich senken.
Doch wann und wie stark, bleibt Gegenstand intensiver Diskussionen. Die Unsicherheit spiegelt sich auch in den Anleiherenditen anderer Staaten wider, die mit den Erwartungen an die EZB schwanken.
Die letzte Ratssitzung der EZB zeigte Zurückhaltung bezüglich weiterer Zinsschritte.
Die Märkte reagieren dennoch auf die Zinserwartungen, und Anleiherenditen in anderen Ländern fallen. Die Rendite der zehnjährigen italienischen Bonds erreicht den tiefsten Stand seit Ende August 2022.
Währenddessen richten sich die Blicke auf einzelne Unternehmen. Die Commerzbank erhält grünes Licht für ein neues Aktienrückkaufprogramm, was die Aktie an die Spitze des Dax-Gewinnerliste katapultiert.
Julius Bär hingegen sieht sich mit einer Rating-Senkung konfrontiert, nachdem Moody's die Risikobereitschaft des Vermögensverwalters kritisierte. Philips wiederum kämpft mit einem Rückruf von Geräten, den die FDA als äußerst schwerwiegend einstuft.
Während der Dax in den Weihnachtsmodus wechselt und die Märkte die letzten Tage des Jahres einläuten, bleiben Unsicherheiten bezüglich der Zinspolitik und des Marktverlaufs. Der festliche Glanz an den Börsen könnte von einer historischen Diskrepanz am Zinsmarkt getrübt werden.