Nach dem Rekordtagsgewinn am Donnerstag hat sich die Stimmung am deutschen Aktienmarkt am Freitag merklich eingetrübt. Hauptverursacher war eine Gewinnwarnung von Mercedes-Benz, die europäische Autowerte erheblich unter Druck setzte. Der Leitindex Dax fiel bis zum Mittag um 1,03 Prozent auf 18.807,11 Punkte, nachdem er am Vortag erstmals die Marke von 19.000 Punkten überschritten hatte. Doch auf Wochensicht deutet sich dennoch ein Plus von gut einem halben Prozent für das Börsenbarometer an.
Der MDax, der mittelgroße Titel umfasst, verlor um 1,16 Prozent und sank auf 25.961,29 Zähler. Auch der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 gab um knapp ein Prozent nach. Belebung im Handelsverlauf könnte durch den großen Verfall an den Terminbörsen entstehen. Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus Robomarkets, wies darauf hin, dass an der Terminbörse Eurex eine Rekordanzahl offener Derivate-Positionen ausläuft, was zu höherer Volatilität führen könnte.
Zusätzlich könnten Gewinnmitnahmen vor dem Wochenende zunehmen, insbesondere angesichts der Eskalationen im Nahostkonflikt. Israel verstärkt den militärischen Druck auf die Hisbollah im Libanon, was die Angst vor einer möglichen Bodenoffensive Israels im Süden des Landes schürt. „Last but not least ist die erste große Euphorie über die Zinssenkung der Fed verflogen“, resümierte Molnar.
Trotz der aktuellen Dämpfer bleibt die Grundstimmung am Markt optimistisch. Die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen merken an, dass die Notenbanken auf beiden Seiten des Atlantiks auf Zinssenkungskurs sind. Diese Maßnahme trägt den verbesserten Inflationsperspektiven und der sich abschwächenden konjunkturellen Entwicklung Rechnung. Dennoch warnen die Experten vor einem Restrisiko durch die engen Arbeitsmärkte, die über anhaltend solide Lohnsteigerungen zu einem dauerhaften Preisauftrieb führen könnten. Die Notenbanker sehen jedoch den Bedarf, die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere im Bau- und Immobiliensektor, zu unterstützen.
Die Papiere von Mercedes-Benz stürzten am Dax-Ende nach der Gewinnwarnung um fast sieben Prozent ab. Die Stuttgarter führen dies auf das verschlechterte konjunkturelle Umfeld in China zurück. Analyst George Galliers von der US-Investmentbank Goldman Sachs berichtete von zunehmenden Sorgen der Investoren über China, wo die Gewinne deutscher Autobauer im Abwärtstrend gefangen seien.
Im Sog von Mercedes-Benz büßten die Aktien von Porsche AG 5,4 Prozent ein. Anteilsscheine von BMW und Volkswagen verloren jeweils knapp 3 Prozent. Auch die Aktien von DHL verzeichneten fast drei Prozent Verlust, bedingt durch schwächere Geschäftsergebnisse des US-Logistikkonzerns Fedex im ersten Geschäftsquartal und eine gesenkte Umsatz- und Ergebnisprognose.
Unter den größten Verlierern im SDax fanden sich die Papiere von Deutz, die fast vier Prozent nachgaben. Unsicherheit entstand durch einen Wechsel im Finanzressort des Motorenherstellers.