Der deutsche Leitindex Dax hat am Donnerstag den heftigsten Kursrutsch seit Juli des Vorjahres hinnehmen müssen. Ausbleibende Euphorie der Anleger trotz Hinweisen von US-Notenbankchef Jerome Powell auf eine mögliche Zinssenkung im September sowie schwache Autowerte belasteten den Index erheblich, so konstatiert Analyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets.
Zum Ende des Handelstags verlor der Dax 2,30 Prozent und schloss bei 18.083,05 Punkten. Damit sind die jüngsten Erholungstendenzen vollständig zunichte gemacht. Charttechnisch erscheint die kurzfristige bis mittelfristige Zukunft wenig rosig, da wichtige Durchschnittslinien durchbrochen wurden. Lediglich über der 200-Tage-Linie beharrte der Dax, doch das Jahresplus verringerte sich auf knapp 8 Prozent.
Auch der MDax büßte 1,46 Prozent ein und schloss bei 25.001,78 Punkten. Der EuroStoxx 50 sank um 2,2 Prozent. Selbst an der Londoner Börse kam es trotz der ersten Zinssenkung seit der großen Inflationswelle zu Verlusten. Der Dow Jones Industrial und der technologielastige Nasdaq 100 verloren in New York jeweils ca. 1,3 Prozent.
Powell hat die Hoffnungen auf eine Zinswende nach der Sommerpause geradezu begründet, ließ aber offen, ob die Zinsen tatsächlich gesenkt werden. Diese Unsicherheit sowie schwache Zahlen vom US-Arbeitsmarkt führten zu einer zurückhaltenden Reaktion der US-Märkte. Hier erwarten Anleger bereits gespannt den monatlichen Arbeitsmarktbericht am Freitag.
Die deutsche Börsenlandschaft war am Donnerstag geprägt von einer Vielzahl an Geschäftszahlen. Am Dax-Ende befanden sich die Aktien von DHL mit einem Verlust von 6,3 Prozent, bedingt durch einen Rückgang des Gewinns im zweiten Quartal und vorsichtige Ausblicke für das dritte Quartal. BMW verzeichnete aufgrund erhöhter Konkurrenz in China ein dreiprozentiges Minus. Analyst Patrick Hummel von der UBS kommentierte die Quartalsergebnisse als „nicht gerade beeindruckend“. Auch andere Autotitel wie Daimler Truck litten unter einer gesenkten Prognose und gaben um 3,2 Prozent nach.
Trotz einer angehobenen Margenprognose konnte MTU nicht von einem starken Quartal profitieren, die Aktien schlossen 0,6 Prozent tiefer. Vonovia hingegen verzeichnete im ersten Halbjahr Verluste, zeigte sich jedoch optimistischer für die Jahresziele, was zu einem Kursgewinn von 2,4 Prozent führte.
Im MDax gewannen die Aktien von Hugo Boss als Spitzenreiter rund 5 Prozent, bedingt durch ein verstärktes Kostenmanagement. Teamviewer-Anteile legten ebenfalls zu, unterstützt von starken Quartalsergebnissen.
Der Euro notierte zuletzt bei 1,0792 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0789 Dollar festgelegt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,33 Prozent auf 2,30 Prozent, wodurch der Rentenindex Rex um 0,22 Prozent auf 125,98 Punkte stieg. Der Bund-Future gewann 0,28 Prozent auf 134,39 Punkte.