Der Dax konnte am Mittwoch einen Teil seiner Verluste vom Vortag ausgleichen. Dennoch bleibt die Zurückhaltung vor den bevorstehenden Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag und der US-Notenbank Fed in der nächsten Woche spürbar. Die kürzlich veröffentlichten US-Verbraucherpreise für August haben gemäß der Helaba die Erwartungen an mögliche Zinssenkungen eher gedämpft.
Eine bemerkenswerte Ausnahme bildete die Commerzbank-Aktie, die aufgrund von Übernahmespekulationen durch die italienische Großbank Unicredit zweistellig zulegte. Der deutsche Leitindex gewann am Nachmittag 0,63 Prozent und notierte bei 18.380,94 Punkten, während der MDax der mittelgroßen Unternehmen um 0,46 Prozent auf 25.315,74 Punkte stieg. Auch die wichtigsten Börsen Europas verzeichneten moderate Zuwächse.
Trotz der Erwartung von Zinssenkungen durch die EZB und die Fed bevorzugen die Anleger eine abwartende Haltung. Die jüngsten US-Verbraucherpreise lieferten keine klaren Impulse, da die Abschwächung des Preisauftriebs auf 2,5 Prozent im Rahmen der Erwartungen lag. Dies markiert die niedrigste Inflationsrate seit Februar 2021. Allerdings verzeichnete die Kerninflation, die Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, ein unerwartet starkes Plus im Vergleich zum Juli und verharrte über drei Prozent. Laut Helaba dürfte dies die Erwartungen an Zinssenkungen dämpfen, weshalb ein kleiner Zinsschritt der Fed als wahrscheinlich gilt. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank in Liechtenstein, betont die Notwendigkeit eines vorsichtigeren Vorgehens der Fed angesichts der nach wie vor hohen Kerninflation.
Unter den Einzelwerten stach die Aktie der Commerzbank hervor. Die Unicredit hat bei der viertgrößten deutschen Bank Anteile erworben und hält nun etwa neun Prozent. Die italienische Bank plant, bei den Aufsichtsbehörden die Genehmigung zu beantragen, bei Bedarf mehr als 9,9 Prozent der Commerzbank übernehmen zu dürfen, was die Übernahmespekulationen weiter anheizt. Der Börsenwert der Commerzbank stieg zuletzt um rund 19 Prozent auf etwa 17,75 Milliarden Euro an. Zudem hatte die Commerzbank am Dienstagabend das Ausscheiden von Vorstandschef Manfred Knof zum Ende des nächsten Jahres bekannt gegeben, was Spekulationen über seine Nachfolge entfachte. Eine starke Kandidatin für die Position ist laut einem Händler Finanzchefin Bettina Orlopp.
Die Covestro-Aktie legte um 0,8 Prozent zu. Ein Bericht der "Financial Times" deutet an, dass das staatliche Ölunternehmen Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten noch in diesem Jahr eine offizielle Offerte für den Kunststoffkonzern vorlegen könnte, was erneut Übernahmefantasien weckte.
Im MDax war die Aktie des Kochboxenlieferanten Hellofresh mit knapp 12 Prozent besonders gefragt. Laut einer Stimmrechtsmitteilung vom Vortag hat Dominik Richter, der Konzernchef, jüngst Hellofresh-Aktien für rund 10 Millionen Euro erworben. Zusätzlich wurde die Aktie von der US-Bank Morgan Stanley in einer Studie zu den bevorzugten E-Commerce-Werten gezählt.
Der Euro wurde am frühen Nachmittag zu 1,1025 US-Dollar gehandelt. Der EZB-Referenzkurs lag zuletzt am Dienstag bei 1,1031 Dollar. Am Anleihemarkt sank die Umlaufrendite von 2,15 Prozent am Vortag auf 2,10 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,32 Prozent auf 127,65 Punkte, während der Bund-Future um 0,07 Prozent auf 134,76 Punkte fiel.