Das Börsenjahr 2024 war für den DAX ein Ausnahmejahr. Nach einem Anstieg um beeindruckende 19 Prozent erreichte der deutsche Leitindex im Dezember ein Rekordhoch von über 20.500 Punkten.
Doch der Jahreswechsel bringt keine Garantie auf eine Wiederholung. Experten sehen 2025 als ein Jahr der Herausforderungen – aber auch der Möglichkeiten.
Die jüngsten Kursbewegungen geben einen Vorgeschmack auf das, was kommen könnte. Ende November startete der DAX eine späte Jahresendrally, nur um in der zweiten Dezemberhälfte deutlich nachzugeben.
Am Freitag stabilisierte sich der Index bei knapp 19.900 Punkten. Der Grund für die jüngsten Rücksetzer: Die US-Notenbank Fed dämpfte Hoffnungen auf rasche Zinssenkungen und kündigte nur zwei statt der erwarteten vier Senkungen für 2025 an.
Prognosen: Von 18.800 bis 22.100 Punkten
Wie wird sich der DAX weiterentwickeln? 20 Banken und Fondshäuser haben dazu eine breite Meinungslandschaft geliefert. Die optimistischste Prognose kommt von Jochen Stanzl, Chefmarktanalyst bei CMC Markets.
Er rechnet mit einem Anstieg auf 22.100 Punkte bis Ende 2025 – ein Plus von elf Prozent. „Die erste Jahreshälfte wird unruhig, aber sinkende Zinsen und eine Erholung der Weltwirtschaft sollten in der zweiten Jahreshälfte für Aufwind sorgen“, so Stanzl.
Andere Häuser sind vorsichtiger. Die DZ Bank sieht den DAX bei 21.500 Punkten, betont aber, dass der Index zur Jahresmitte auf bis zu 19.500 Punkte fallen könnte.
Die skeptischsten Stimmen kommen von der Bank of America (BofA), die kurzfristig sogar einen Rückgang auf 18.800 Punkte nicht ausschließt.
„Die Unsicherheiten rund um Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus und die politische Lage in Deutschland könnten Anleger verunsichern“, warnt ein Analyst der BofA.
Trump und die Politik als Unsicherheitsfaktoren
Die Amtseinführung von Donald Trump am 20. Januar 2025 wirft ihre Schatten voraus. Seine unberechenbare Handelspolitik sorgt für Nervosität, insbesondere bei exportorientierten Unternehmen.
Hinzu kommen politische Unsicherheiten in Deutschland. Die Bundestagswahl im Februar dürfte zu schwierigen Koalitionsverhandlungen führen. „Bis Sommer droht politischer Stillstand“, sagt Carsten Klude, Chefvolkswirt von M.M. Warburg. „Das könnte die ohnehin schwache deutsche Konjunktur weiter belasten.“
Trotz dieser Faktoren bleibt der langfristige Ausblick für den DAX positiv. „Die Wirtschaft wird sich erholen, und die Unternehmensgewinne dürften wieder steigen“, sagt Joachim Schallmayer von der Dekabank, der den Index bis Jahresende bei 21.800 Punkten sieht.
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Bewertung: Attraktiv trotz Risiken
Der DAX ist aus fundamentaler Sicht nach wie vor attraktiv. Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13,5 liegt er im oberen Bereich der letzten 15 Jahre, aber noch unter der Grenze zur Überbewertung.
Besonders Auto- und Zuliefereraktien, die aktuell mit einem KGV von rund fünf bewertet sind, machen den Index günstiger als es auf den ersten Blick scheint.
Analysten erwarten für die DAX-Unternehmen ein Gewinnwachstum von über neun Prozent. Diese Prognose stützt sich auf eine leichte Erholung der Weltwirtschaft, die für exportorientierte deutsche Unternehmen entscheidend ist.
Strategien: Wie Anleger profitieren können
Die Experten sind sich einig: Rücksetzer bieten Chancen. „Wer in schwachen Phasen zukauft, kann langfristig profitieren“, sagt Robert Halver von der Baader Bank, der den DAX Ende 2025 bei 21.500 Punkten sieht.
Regelmäßiges Investieren in Aktiensparpläne sei ebenfalls sinnvoll, um die Schwankungen auszugleichen.
„Die Volatilität ist eine Herausforderung, aber auch eine Gelegenheit“, ergänzt Markus Reinwand, Aktienstratege bei der Helaba. Er empfiehlt, Rücksetzer konsequent zum Aufbau von Positionen zu nutzen.
Ein Jahr der Unsicherheit – und der Möglichkeiten
2025 wird kein einfaches Jahr für Anleger, doch die Chancen überwiegen die Risiken. Die Bandbreite der Prognosen – von 18.800 bis 22.100 Punkten – zeigt, wie unterschiedlich die Einschätzungen sind.
Ein kühler Kopf und Geduld könnten sich auszahlen. Für langfristige Investoren gilt: Die DAX-Unternehmen stehen auf soliden Fundamenten – und das nächste Rekordhoch ist womöglich nur eine Frage der Zeit.