13. September, 2024

Grün

Dauerhafte Waldsiedlung: Aktivisten halten Stellung nahe Tesla-Fabrik in Grünheide

Dauerhafte Waldsiedlung: Aktivisten halten Stellung nahe Tesla-Fabrik in Grünheide

Das Protestcamp in der Nähe der Tesla-Fabrik in Grünheide hat sich von einem unscheinbaren Zeltlager zu einer Waldsiedlung entwickelt. Rund 20 Baumhäuser bieten den Aktivisten Unterkunft, zudem gibt es Werkstätten, Toiletten, einen Marktplatz und einen Bereich für Kletterübungen.

Seit März dieses Jahres verweilen die Aktivisten in wechselnder Besetzung in dem Waldstück und protestieren gegen die geplante Erweiterung der Fabrik. Sie haben den klaren Plan, das Gelände weiterhin zu besetzen und die Ausbaupläne des Unternehmens zu verhindern. Laut einer Sprecherin der Initiative „Tesla stoppen“ bleibt die Entschlossenheit der Aktivisten trotz der seit Monaten währenden Proteste ungebrochen. Auch die bevorstehenden Wintermonate sollen dem Durchhaltevermögen keinen Abbruch tun.

Gerichtliche Auseinandersetzungen sorgten zwischenzeitlich für Unruhe, als das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eine Beschwerde der Polizei abwies. Diese hatte den Abbau der Baumhäuser gefordert, doch das Gericht entschied zugunsten der Aktivisten. Aktuell herrscht im Camp eine ruhigere Phase, obwohl das Brandenburger Innenministerium weiterhin die Rechtslage bezüglich der Protestcamps für ungeklärt hält.

Neben rechtlichen Bedenken gibt es auch Sicherheitsbedenken hinsichtlich möglicher Kampfmittel im Boden. Die bisherigen Funde von Weltkriegsmunition außerhalb des Camps wurden lediglich mangels Sondierungsmaßnahmen im Camp selbst festgestellt.

Die Bewohner von Grünheide lehnen die geplante Erweiterung der Tesla-Fabrik ebenfalls mehrheitlich ab. Trotz abgespeckter Pläne für weniger Waldrodungen steht der Protest weiterhin im Raum. Vom Brandenburger Wirtschaftsministerium wird jedoch die Ansicht vertreten, dass der Widerstand dem Wirtschaftsstandort Deutschland schade. Die Gemeinde Grünheide hat dem neuen Bebauungsplan bereits zugestimmt, und deshalb sieht das Ministerium derzeit wenig Anlass zur Besorgnis.

Tesla selbst hält sich mit öffentlichen Kommentaren zum Protestcamp zurück. Eine Anfrage zu den Aktivitäten der Besetzer wurde vom Unternehmen nicht beantwortet. Laut den Aktivisten besteht derzeit kein Kontakt zwischen ihnen und dem Unternehmen.

Tesla plant weiterhin die Erweiterung der Produktionsstätte, wartet allerdings noch auf günstige Marktbedingungen. Werksleiter André Thierig äußerte sich kritisch gegenüber den Protesten und betonte den positiven Umweltaspekt der Elektroauto-Fertigung. Gleichzeitig sehen die Aktivisten es als Erfolg an, dass Tesla beim Ausbau zögert, was sie als Zeichen dafür werten, dass der E-Autobauer nicht mehr als unumstrittenes Vorzeigeprojekt wahrgenommen wird.

Das Brandenburger Wirtschaftsministerium hält dagegen und erklärt, dass die Expansion Teslas als organisches Wachstum angesichts der aktuellen Marktentwicklung verständlich sei. Vor einem möglichen Erweiterungsbau muss allerdings noch der Landesforst die entsprechenden Flächen verkaufen, was die Zustimmung des Landtags-Fachausschusses erforderlich macht.

Im Falle einer nahenden Umsetzung der Erweiterungspläne rechnen die Aktivisten mit einer erneuten Zündschnur im Protest und kündigen weitere Aktionen an. Bereits im Mai stürmten mehrere Aktivisten auf das Fabrikgelände, wobei die Polizei das Terrain mithilfe von Wasserwerfern sichern konnte.