Die Nachricht von der plötzlichen Schließung von Hindenburg Research schlug letzte Woche große Wellen an der Wall Street. Das Unternehmen, bekannt für seine rigorosen und aufsehenerregenden Recherchen im Bereich des aktivistischen Leerverkaufs, beendete seine Geschäfte ohne spezifische Begründung. Gründer Nate Anderson führte an, dass weder Bedrohung noch gesundheitliche oder persönliche Gründe zur Entscheidung beitrugen.
Hindenburg, das 2020 durch seine Vorhersagen über das Elektroauto-Start-up Nikola bekannt wurde, hatte seitdem mehrere Großunternehmen wie Adani und Icahn Enterprises, sowie jüngst Super Micro Computer ins Visier genommen. Anderson schreibt seiner Firma zu, zur Anklage von fast 100 Personen, darunter Milliardäre und Oligarchen, beigetragen zu haben.
Einige Branchenbeobachter sind über diesen Schritt nicht allzu überrascht. Nach dem Rückzug des berühmten Leerverkäufers Jim Chanos im letzten Jahr scheint sich der Trend fortzusetzen. Laut Carson Block von Muddy Waters Capital ist der Geschäftszweig nicht nur riskant und teuer, sondern fordert auch seinen Tribut an den Akteuren selbst.
Aktivistische Leerverkäufer haben durch das Publizieren von Berichten über angebliche Unternehmensverfehlungen einen schlechten Ruf erlangt, zumal diese Praxis – besonders in Zeiten steigender Märkte – oft unpopulär ist. Die Aufmerksamkeit, die durch das Geschehen rund um den Videospielhändler GameStop und den darauf folgenden Short Squeeze geweckt wurde, hat zudem verstärkte regulatorische Maßnahmen nach sich gezogen. Die US-Wertpapieraufsicht setzte neue Offenlegungspflichten um, die darauf abzielen, die Transparenz der Leerverkaufspraxis zu erhöhen.
Ungeachtet dieser Herausforderungen bleibt der Zeitpunkt der Schließung mysteriös. Hindenburg Research, das 2024 die höchste Anzahl an veröffentlichten Berichten vorweisen konnte, verlässt die Bühne auf ihrem Höhepunkt. Ein Novum, denn der Rückzug von Leerverkäufern erfolgt meist nach einer Wende zum Schlechteren. Nate Anderson scheint hier der Kurve voraus zu sein.