Hohe Kosten, unklare Zukunft
Die Eckdaten sprechen eine deutliche Sprache: Laut Bundesrechnungshof drohen Mehrkosten von einer halben Billion Euro bis 2045. Der Grund? Heils Plan sieht vor, das Rentenniveau auf 48 Prozent festzuschreiben – eine Idee, die bei den Jüngeren nicht gut ankommt. Sie sehen sich als die Verlierer dieser Reform, während die Babyboomer und Rentner von höheren Renten profitieren werden.
Für die arbeitende Mitte bedeutet das: höhere Beiträge, weniger Netto, mehr Unsicherheit. Der Beitragssatz zur Rentenversicherung soll von heute 18,6 Prozent bis 2035 auf über 22 Prozent steigen – eine Verdopplung im Vergleich zur geltenden Regelung.
Johannes Vogel von der FDP spricht von einer „unsinnigen Belastung für die Jüngeren“. Auch renommierte Ökonomen und der Bundesrechnungshof schlagen Alarm.
Aufkündigung des Generationenvertrags?
Besonders scharf ist die Kritik am Abschaffen des Nachhaltigkeitsfaktors. Dieser hätte eigentlich die Lasten des demografischen Wandels auf alle Generationen verteilt.
Doch Heils Rentenreform belastet vor allem die Jüngeren, während die älteren Jahrgänge profitieren. Finanzexperte Bernd Raffelhüschen hat berechnet, dass alle unter 45-Jährigen im Nachteil sind. Sie zahlen mehr ein, bekommen aber weniger heraus.
Die Folge? Eine immer größer werdende Lücke in der Generationenbilanz. Bereits jetzt klafft eine Nachhaltigkeitslücke in der Rentenkasse, die sich auf 87 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beläuft. Mit Heils Reform schnellt sie auf 127 Prozent hoch. Eine Belastung, die die jüngeren Generationen massiv treffen wird.
Profiteure und Verlierer
Wer sich über Heils Reform freuen darf, ist klar: Die Babyboomer und heutigen Rentner. Für sie steigen die Renten im Schnitt um sechs Prozent. Das klingt erstmal gut – doch auf Kosten der künftigen Beitragszahler. Der Wirtschaftsweise Martin Werding kritisiert scharf:
„Das ist die Aufkündigung des Generationenvertrags.“
Für die arbeitende Bevölkerung hingegen bedeutet das nichts Gutes. Auch die Sozialbeiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung steigen. Das IGES-Institut prognostiziert, dass die Belastung durch Sozialbeiträge in den nächsten zehn Jahren auf 50 Prozent des Bruttolohns anwachsen könnte.
Das Generationenkapital: Tropfen auf den heißen Stein?
Eine Komponente, die als Entlastung verkauft wird, ist das sogenannte Generationenkapital. Der Staat will zwölf Milliarden Euro in einen Kapitalstock investieren, der am Aktienmarkt Erträge abwerfen soll. Diese Erträge sollen ab 2035 genutzt werden, um den Anstieg der Rentenbeiträge abzufedern. Klingt gut, doch viele Experten sehen das skeptisch.
Angesichts der enormen Rentenausgaben – aktuell rund 380 Milliarden Euro pro Jahr – sind zehn Milliarden aus dem Generationenkapital nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Das wird die Probleme nicht lösen“, sagt Sozialexperte Axel Börsch-Supan. Zudem besteht immer das Risiko von Wertverlusten am Aktienmarkt, was die Situation sogar verschlimmern könnte.
Ein zerrüttetes politisches Feld
Die heftige Kritik aus der FDP zeigt, wie fragil die Ampelkoalition derzeit ist. Johannes Vogel und seine Fraktion machen keinen Hehl daraus, dass sie das Rentenpaket in seiner jetzigen Form nicht mittragen wollen. Ob es am Ende zu einer Einigung kommt, bleibt abzuwarten.
Klar ist: Die Debatte um die Rente wird nicht so schnell verstummen, und auch nach der Verabschiedung des Gesetzes dürfte der Reformdruck weiter wachsen.
Wird die Rente sicherer?
Ob Heils Pläne die Rente wirklich sicherer machen, bleibt ungewiss. Der Reformdruck steigt mit jedem Jahr, und die Finanzierungslücke wird größer. „Die Senioren können sich nicht darauf verlassen, dass die Renten künftig wirklich so stark steigen wie die Löhne“, warnt Börsch-Supan.