Das Smartphone ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken – weder im Job noch in der Freizeit. Doch was als Erleichterung gilt, kann zum Produktivitätskiller werden. Studien zeigen: Wer sein Handy ständig in Reichweite hat, arbeitet langsamer, trifft schlechtere Entscheidungen und hat Schwierigkeiten, sich auf komplexe Aufgaben zu konzentrieren.
Ablenkung als Dauerzustand
Die ständige Erreichbarkeit hat ihren Preis. Eine Untersuchung der Universität Texas ergab, dass allein die Anwesenheit eines Smartphones die kognitive Leistungsfähigkeit senkt – selbst wenn es nicht benutzt wird. Probanden, die ihre Geräte in einem anderen Raum ließen, schnitten bei Konzentrationsaufgaben signifikant besser ab als jene, deren Handys in Sichtweite lagen.
Psychologin Julia Scharnhorst bestätigt diesen Effekt:
„Unser Gehirn widmet einen großen Teil seiner Kapazität der Erwartung von Nachrichten und Updates. Dadurch werden andere kognitive Prozesse verlangsamt.“
Besonders im Berufsalltag kann das zu ineffizientem Arbeiten und längeren Entscheidungsprozessen führen.
Die unsichtbare Bremse in der Arbeitswelt
Viele Unternehmen haben längst erkannt, dass Smartphones die Produktivität beeinträchtigen. In manchen Betrieben gibt es bereits Handy-freie Zonen oder festgelegte Zeiten ohne digitale Ablenkung.
Trotzdem bleibt das Problem bestehen: Eine Studie des Online-Ratgebers Cortado ergab, dass 80 Prozent der Berufstätigen ihr Smartphone als unverzichtbar für den Job betrachten. Gleichzeitig berichten viele von erhöhter Ablenkung und verminderter Konzentration.
Ein weiteres Phänomen: „Phantom-Klingeltöne“. Viele Menschen glauben, eine Nachricht erhalten zu haben, obwohl ihr Telefon still bleibt. „Das Gehirn hat sich an die ständige Erreichbarkeit gewöhnt und spielt uns buchstäblich Streiche“, erklärt Scharnhorst.
Freizeitverhalten im digitalen Wandel
Doch nicht nur im Job, auch in der Freizeit nimmt das Smartphone immer mehr Raum ein. Der „Freizeitmonitor 2024“ zeigt, dass viele Deutsche gerne mehr Zeit draußen verbringen würden – tatsächlich bleibt es aber oft beim Wunsch. Stattdessen dominieren Social Media, Mobile Games und Online-Shopping die Freizeitgestaltung.
„Wir erleben eine Verlagerung hin zu passiven Freizeitaktivitäten“, sagt Scharnhorst. Besonders besorgniserregend: Kinder und Jugendliche brauchen analoge Erfahrungen, um motorische und soziale Fähigkeiten zu entwickeln. Doch genau diese Erlebnisse werden durch digitale Angebote ersetzt.
Vom digitalen Detox bis zur App-Kontrolle
Was also tun? Komplett auf das Smartphone zu verzichten, ist für die meisten keine Option. Doch es gibt Maßnahmen, um die eigene Nutzung bewusster zu steuern:
- Zeitlimits setzen: Viele Smartphones bieten Funktionen wie „Screen Time“ oder „Digital Wellbeing“, um die Nutzungsdauer bestimmter Apps einzuschränken.
- Bewusst abschalten: Experten raten, das Handy gezielt aus dem Sichtfeld zu nehmen – besonders während der Arbeit oder bei wichtigen Gesprächen.
- Apps gegen Apps: Ironischerweise gibt es mittlerweile Programme, die dabei helfen sollen, weniger Zeit am Handy zu verbringen. Die App „ScreenZen“ fragt vor dem Öffnen bestimmter Anwendungen: „Musst du das jetzt wirklich tun?“ – eine digitale Selbstkontrolle.
- Technologiefreie Zonen schaffen: Einfache Regeln wie „kein Handy im Schlafzimmer“ oder „kein Smartphone bei gemeinsamen Mahlzeiten“ können helfen, den digitalen Konsum zu reduzieren.
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