Ein Wandel in der Bewertungslandschaft
Seit Jahren dominieren die „Glorreichen Sieben“ der amerikanischen Technologiebranche – Apple, Microsoft, Nvidia, Alphabet, Amazon, Meta und Tesla – die Börsenwelt mit ihren spektakulären Kursgewinnen.
Doch jüngst zeichnet sich eine Veränderung ab, die Investoren aufhorchen lässt: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), ein entscheidender Indikator für die Bewertung von Aktien, beginnt, seine Dynamik zu verlieren.
Von Wachstumssprüngen zu moderaten Erwartungen
Noch im ersten Quartal konnten diese Technologieriesen einen Gewinnzuwachs von 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr verbuchen, doch bereits im zweiten Quartal hat sich dieser Trend abgeschwächt.
Ein Plus von 29 Prozent unter den sechs der sieben Unternehmen, die ihre Zahlen bereits vorgelegt haben, signalisiert eine Trendwende. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank, prognostiziert nun einen weiteren Rückgang auf 23 Prozent Wachstum in den kommenden zwölf Monaten.
Die Aktienbewertung im Fokus
Die Bewertungen der Aktien stehen besonders im Rampenlicht, da sich die hohen Erwartungen mit der Realität messen müssen. Besonders auffällig ist hierbei die Aktie von Nvidia, deren starke Kursentwicklung in krassem Gegensatz zu ihrer derzeit hohen Bewertung steht.
Im Gegensatz dazu zeigt sich die Aktie von Alphabet mit einem KGV von 19,4 auf Basis der prognostizierten Gewinne als günstig bewertet – niedriger sogar als der breite US-Gesamtmarkt.
Alphabet als Vorbild für nachhaltiges Wachstum
Alphabet, das Unternehmen hinter der weltweit führenden Suchmaschine Google, hat seinen Nettogewinn im zweiten Quartal um beeindruckende 29 Prozent gesteigert.
Die Werbeeinnahmen spielen dabei eine zentrale Rolle und belegen die Fähigkeit des Konzerns, nachhaltig in seine hohe Bewertung hineinzuwachsen. Im Vergleich dazu steht Apple mit einem KGV von 34 trotz geringerem Gewinnwachstum weiterhin hoch im Kurs, unterstützt durch eine starke Profitabilität und ein geschlossenes Ökosystem, das die Kundenbindung fördert.
Amazon und Meta: Unterschiedliche Wege, ähnliche Herausforderungen
Amazon zeigt eine volatile Bewertung, die stark von den hohen Investitionen des Unternehmens beeinflusst wird. Die künftige Entwicklung bleibt ungewiss, auch wenn der Konzern von der steigenden Nachfrage nach Rechenleistung für KI-Anwendungen profitieren möchte.
Meta, ehemals Facebook, nutzt seine riesige Nutzerbasis, um neue maschinelle Lerntechniken zu testen und seinen Nettogewinn deutlich zu steigern. Hier wird das KGV aufgrund der positiven Gewinnerwartungen günstiger bewertet.
Microsoft und Nvidia: Die KI als Wachstumstreiber
Microsoft bleibt trotz einer hohen Bewertung ein Schwergewicht in der Branche. Neue KI-Anwendungen tragen signifikant zum Umsatzwachstum bei, was das Unternehmen zu einer der profitabelsten Firmen weltweit macht. Nvidia hingegen demonstriert das stärkste Wachstum unter den „Big Seven“, indem es sowohl Umsatz als auch Gewinn drastisch steigert und effektiv in seine Bewertung hineinwächst.
Tesla: Eine Bewertung auf dem Prüfstand
Tesla steht vor besonderen Herausforderungen. Das Wachstum verlangsamt sich, und die hohe Bewertung wird zunehmend in Frage gestellt. Die geringen Zuwächse in Umsatz und Gewinn lassen den Aktienkurs besonders anfällig für Rückschläge erscheinen.
Ein kritischer Blick auf die Bewertungen
Die Entwicklung der „Glorreichen Sieben“ ist ein Spiegelbild der Dynamik und Unsicherheit in der Technologiebranche. Während einige Unternehmen weiterhin in ihre Bewertungen hineinwachsen, müssen andere ihre Strategien anpassen, um ihre Marktposition zu behaupten.