19. September, 2024

Culture

Das Goldman-Dossier: Ein faszinierendes Gerichtsdrama

Das Goldman-Dossier: Ein faszinierendes Gerichtsdrama

Pierre Goldman war eine Tatsache: ein bewaffneter französischer linksintellektueller Provokateur, der zu einer Berühmtheit wurde. Nun kehrt er in „Das Goldman-Dossier“ zurück, einem spannungsgeladenen Film über seinen Wiederaufnahmeprozess von 1976 wegen eines Doppelmordes, für den er bereits verurteilt worden war.

Der Film beginnt mit Goldmans unnachgiebiger Strenge. Noch bevor er auf der Leinwand erscheint, verursacht er Chaos, indem er seinen Anwalt wegen vermeintlicher beruflicher Mängel zu entlassen sucht. Dieser Anwalt, Georges Kiejman, entschied sich später für eine ruhigere Laufbahn als französischer Justizminister.

Der Rest des Films spielt in einem modernistischen Gerichtssaal. Die jüngeren französischen Filmhits „Saint Omer“ von Alice Diop und „Das Ereignis“ von Justine Triet setzten ebenfalls auf präzise inszenierte Gerichtsdramen. „Das Goldman-Dossier“ fügt sich nahtlos ein und zoomt auf die Zerbrechlichkeit von Zeugen und den heutigen Begriff der Bestätigungsverzerrung.

Regisseur Cédric Kahn wählt dennoch eine subtile, andere Herangehensweise. Während Diop und Triet sterile Gerichtssäle den emotionalen Wirbeln der Fälle gegenüberstellten, wird hier die Wahrheit als etwas Rationales, Kühle dargestellt. Doch der Prozess selbst? Ein Aufruhr.

Es ist packendes Kino. Anwälte deuten und argumentieren, die Polizei und Zeugen wetteifern, während eine Schar von Sympathisanten lautstark ihren Mann unterstützt. Und dann ist da Goldman selbst (brillant gespielt von Arieh Worthalter): brodelnd, wandelbar, ein magnetischer Verfechter seiner eigenen Unschuld und, wie er sagt, der objektiven Wahrheit.

Kahn und Worthalter erreichen noch etwas Bedeutendes: Sie fangen den rockstarhaften Charme ihres Protagonisten ein, mit seiner romanhaften Vergangenheit im jüdischen Paris, wahren jedoch eine gewisse Distanz. Goldman behauptet, kein Mörder zu sein. Doch ein Gangster? Oui. Und so schwer fassbar die Fakten sind, der Film betont, dass es unsere Pflicht ist, sie zu verfolgen.