Richard Holtum, der designierte CEO von Trafigura, versammelte kürzlich das Personal des Rohstoffhändlers in Singapur und rief dazu auf, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: das Geldverdienen. Diese wirtschaftsorientierte Botschaft erinnert an Gordon Gekkos berühmtes „Gier ist gut“-Mantra aus dem Film „Wall Street“ und spiegelt Holtums kompromisslosen Fokus auf Profit wider.
Mit nur 39 Jahren hat Holtum eine erstaunlich schnelle Karriere bei Trafigura hingelegt und wird der dritte CEO in der Geschichte des Unternehmens sein. Seine Reise begann 2012 im Junior-Trader-Programm, und bereits 2019 leitete er das globale Gasgeschäft des Unternehmens. Seitdem hat er sein Portfolio auf Strom und erneuerbare Energien erweitert, Bereiche, die sich als profitabel erwiesen haben, insbesondere nach der Energiekrise infolge des Ukraine-Konflikts.
Der kommende Führungswechsel bei Trafigura erfolgt zu einem entscheidenden Zeitpunkt: Das Unternehmen hat sich von einem Außenseiter zu einem der mächtigsten Rohstoffhändler der Welt entwickelt und konkurriert mit Branchenriesen wie Vitol Group und Glencore. Doch trotz beeindruckender Gewinne in den letzten Jahren steht Trafigura vor Herausforderungen wie Personalabgängen, Handelsdebakeln und anhaltenden Korruptionsvorwürfen.
Aufgewachsen in der britischen Elite, begann Holtums Weg zur Unternehmensspitze bereits an der Clifton College und der University of St Andrews. Nach einer Auszeit beim Militär, wo er den Rang eines Hauptmanns erreichte, wechselte er 2012 zu Glencore und später zu Trafigura. Seine Karrieresprünge spiegelten den boomenden LNG-Markt wider, der nach Russlands Invasion der Ukraine enorme Gewinne verzeichnete.
Aktuell steht Trafigura vor sinkenden Erträgen und der Notwendigkeit, seine Aktienrückkäufe zu managen, um die Vergütungen der hochrangigen Händler sicherzustellen. Holtums Hintergrund und bisherige Erfolge machen ihn zum idealen Kandidaten, diese Herausforderungen zu meistern. Unternehmen wie Trafigura müssen sich kontinuierlich neu erfinden, und die Wahl Holtums deutet darauf hin, dass die Zukunft des Handels in den Händen jener liegen könnte, die im Bereich Gas und Strom zuhause sind.
Ganz gleich ob als kreativer Dealmaker oder strenge Führungspersönlichkeit, Holtum steht vor der Aufgabe, die Rentabilität von Trafigura zu sichern. Ob ihm das gelingt, wird sich erst zeigen.