Der plötzliche Abbruch von Libra, dem umstrittenen Stablecoin-Projekt von Meta, beruht laut David Marcus auf einem bedeutenden Moment der politischen Einflussnahme. Marcus, der frühere Kopf hinter dem Projekt, gab an, dass er nicht anwesend war, als die entscheidende Unterhaltung stattfand, die letztlich Libra zum Scheitern verurteilte. Ein Vertreter von Meta und das US-Finanzministerium wollten auf Nachfrage von Business Insider keine Stellungnahme abgeben.
Kurz nach diesem Ereignis organisierte die US-Notenbank Telefonkonferenzen mit den beteiligten Banken. Der Justiziar der Fed verlas eine Erklärung, in der zwar betont wurde, dass die Banken nicht daran gehindert werden könnten, fortzufahren und das Projekt zu starten, jedoch die Unbehaglichkeit der Fed deutlich gemacht wurde. Diese Botschaft führte zur Abkehr der Banken von Libra.
Marcus veröffentlichte zudem einen Brief von US-Senatoren an die Teilnehmer der Libra Association, darunter Visa, Mastercard und Stripe. In diesem Schreiben wurde gewarnt, dass strenge regulatorische Prüfungen aller Zahlungsaktivitäten zu erwarten seien. Die Senatoren unterstellten Facebook, von den Finanzgeschäften profitieren zu wollen, ohne den entsprechenden regulatorischen Pflichten nachzukommen. Dies hätte die Mitglieder der Libra Association einer intensiven Regulierung ausgesetzt.
Im Januar 2022 gab die von Meta unterstützte Diem Association bekannt, dass sie ihre Aktivitäten einstellen und ihre Vermögenswerte für 182 Millionen Dollar an die kryptofokussierte Bank Silvergate verkaufen würde. Laut Marcus gab es keinen rechtlichen oder regulatorischen Grund, das Projekt zu stoppen, sondern es sei ein rein politisches Manöver gewesen, das durch Einschüchterung umgesetzt wurde.
Mark Zuckerberg, CEO von Meta, musste sich vor dem Kongress den Bedenken der Gesetzgeber stellen. Diese fürchteten, dass Libra das globale Finanzsystem stören und Meta zusätzlichen Einfluss verleihen könnte. Der damalige Präsident Donald Trump äußerte, Libra würde „kein großes Ansehen oder Vertrauen“ genießen, und betonte die Vormachtstellung des US-Dollars. Auch aus Europa kamen warnende Stimmen, die die Herausforderung für den Dollar durch virtuelle Währungen als problematisch ansahen.
Zuckerberg erklärte vor dem Kongress, dass Facebook das Libra-Projekt aufgeben würde, falls es nicht die Zustimmung der US-Regulierungsbehörden erhielte. Nach seinem Urteil war das Projekt zu idealistisch angelegt. Marcus äußerte, dass Regierungen es nicht gern sähen, wenn private Unternehmen die Kontrolle über eine Währungseinheit in ihren Händen hielten.
Seit der Beendigung von Libra hat Marcus das Zahlungs-Startup Lightspark mitgegründet. Lightspark führte an, dass Marcus über seine Stellungnahme hinaus keine weiteren Kommentare zu Metas Libra-Bemühungen abgeben werde.