Mit der Schließung seines letzten Kohlekraftwerks am 30. September hat Großbritannien ein historisches Kapitel beendet und bejubelt den freien Himmel über dem Land. Doch während sich ein Drittel der Industriestaaten nun über kohlefreie Stromproduktion freut, bleibt global gesehen wenig Grund zur Selbstzufriedenheit. Kohle ist nach wie vor für etwa ein Drittel der weltweiten Stromproduktion verantwortlich. Vor allem Entwicklungsländer sehen sie als unverzichtbar für ihr Wirtschaftswachstum. Die Kehrseite: Kohle verschmutzt die Luft und kostet Millionen von Menschen, vor allem in ärmeren Ländern, das Leben. Der weiblichen Kohlenstoffbilanz tut sie ebenfalls keinen Gefallen, da sie 41 % der Treibhausgasemissionen aus fossilen Brennstoffen verursacht. Bemerkenswert ist, dass der weltweite Kohleverbrauch im vergangenen Jahr um 4,5 % gestiegen ist und damit einen neuen Höchststand erreicht hat, während die Kapazität der Kohlekraftwerke seit 2015 um 11 % gewachsen ist. Experten der Internationalen Energieagentur warnen, dass die gegenwärtige Flotte an Kohlekraftwerken bis 2050 gigantische Mengen an Kohlendioxid emittieren könnte, was zu einem Anstieg der globalen Temperaturen um über 1,5 °C führen könnte. Obwohl die theoretische Möglichkeit besteht, Kohle durch erneuerbare Energien zu ersetzen, zeigt die Praxis härtere Realitäten. In Regionen wie Kolumbien, Indonesien und Südafrika ist Kohle für 5-8 % der Beschäftigung verantwortlich, was den sozialen Druck erhöht, die Übergänge vorsichtig zu gestalten. Südafrika, das als Vorreiter im "Just Energy Transition Partnership" gilt, kämpft mit den Herausforderungen einer übergangsfreien Energiezukunft. Einschnitte in kohleabhängigen Regionen führen zu Arbeitsplatzverlusten und sozialer Unruhe, während die Stromausfälle von Eskom die Bevölkerung zu erneuerbaren Energien trieben. Trotz der Herausforderungen gibt es Anzeichen der Hoffnung. Viele Kohlekraftwerksprojekte wurden abgebrochen, und der europäische Emissionshandel beschleunigt den Wandel. Asiens neue Kohlenstoffmärkte versprechen Innovationen, und lokale Widerstände führen zu Kapazitätsrückgängen in Ländern wie China. Während weltweit Anstrengungen unternommen werden, Kohlestrom durch saubere Alternativen zu ersetzen, bleibt der Weg in eine nachhaltige Zukunft steinig. Es ist klar, dass gezielte Investitionen in Netzinfrastruktur und neue Lösungsansätze erforderlich sind, um letztlich auf die saubere Energiezukunft hinzuarbeiten, die auf globaler Ebene so dringend benötigt wird.