Es könnte bald vorbei sein mit festen Preisen. Ob im Freizeitpark, im Burgerladen oder beim Ticketkauf für Konzerte – immer mehr Unternehmen setzen auf dynamische Preise, die sich je nach Nachfrage und Umständen ändern.
Klingt nach einer flexiblen Idee, aber nicht jeder sieht darin einen Vorteil. Für Verbraucher könnte das eine neue Herausforderung werden.
Regenrabatt im Freizeitpark
Das erste Beispiel für die neuen Preismodelle kommt aus der Welt der Freizeitparks. Merlin Entertainments, Betreiber der berühmten „Madame Tussauds“-Wachsfigurenkabinette und der Legoland-Parks, kündigte an, die Ticketpreise nach Wetter und Nachfrage zu gestalten.
Also: regnerischer Tag, weniger Besucher – günstiger Eintritt. Heißt aber auch: sonniger Tag, Ferienzeit – der Preis schießt in die Höhe. Die Idee dahinter? Eine „optimale Besuchererfahrung“, wie das Unternehmen gegenüber der BBC erklärte. Doch wo bleibt die Fairness, fragen sich Kritiker?
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Kneipen mit „Unhappy Hour“
Selbst im Pub-Bereich machen dynamische Preise nicht halt. In Großbritannien experimentiert der größte Kneipenbetreiber bereits mit einer „Unhappy Hour“ – ist die Bar voll, steigt der Preis fürs Pint Bier.
Der Gedanke: Wenn sowieso alle kommen, warum dann nicht etwas mehr verlangen? Aber ist das wirklich der richtige Weg, um treue Gäste zu halten?
Fast-Food mit tagesabhängigen Preisen
Auch die Burgerkette Wendy’s plant, ab 2025 dynamische Preise einzuführen. Je nach Tageszeit sollen unterschiedliche Angebote getestet werden – eine Maßnahme, die auf breite Kritik gestoßen ist. Selbst Politiker wie Elizabeth Warren, ehemalige US-Präsidentschaftsbewerberin, bezeichneten dies als „Preistreiberei“.
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Die Bedenken sind klar: Wer garantiert, dass solche Preismodelle nicht einfach zur stillen Abzocke führen? Verbraucher könnten in Zukunft häufiger erleben, dass sie mehr zahlen, obwohl sie nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort waren.
Mehr Wettbewerb, weniger Transparenz
Wirtschaftsökonomen wie Ryan Bourne vom Cato-Institut sehen das Ganze jedoch positiver. Bourne argumentiert, dass dynamische Preise helfen, Überfüllungen zu vermeiden und Verbrauchern zu ermöglichen, außerhalb der Spitzenzeiten günstigere Angebote zu nutzen. Flexibilität sei hier der Schlüssel.
Doch wie oft ändern Unternehmen ihre Preise wirklich? Einige nutzen Algorithmen, die Preise bis zu 2000 Mal am Tag anpassen. Dies geschieht oft so schnell, dass der Verbraucher keine Chance hat, den „besten“ Preis zu finden. Senator Sherrod Brown aus Ohio kritisiert diesen Trend:
„Algorithmen nehmen den Menschen die Möglichkeit, den niedrigsten Preis zu finden.“
Damit drängt sich die Frage auf: Wie transparent können dynamische Preise überhaupt sein?
Zwischen Fairness und Flexibilität
Während Befürworter meinen, flexible Preissysteme seien ein Gewinn für Verbraucher, da sie sich auf die Nachfrage anpassen, bleibt die Skepsis groß. Vor allem im Hinblick auf essenzielle Güter und Dienstleistungen – wie Medikamente – sind dynamische Preise schwer zu rechtfertigen. Die Sorge besteht, dass die Flexibilität nur denen zugutekommt, die es sich leisten können.