26. Dezember, 2024

Märkte

Die Konkurrenz wächst und die Opec verliert Kontrolle

Sinkende Preise, wachsende Konkurrenz: Warum das Kartell an Bedeutung verliert und was das für den Ölmarkt bedeutet.

Die Konkurrenz wächst und die Opec verliert Kontrolle
US-Öl und andere Anbieter setzen das Kartell unter Druck. Der globale Ölmarkt erlebt einen tiefgreifenden Wandel.

Ein schwacher Markt, eine schwindende Macht

Die Opec plus, jahrzehntelang eine der mächtigsten Institutionen auf den globalen Rohstoffmärkten, steht unter Druck. Trotz umfangreicher Förderkürzungen in den vergangenen Jahren fällt der Ölpreis weiter – aktuell liegt er 13 Prozent unter dem Stand des Vorjahres.

Am Donnerstag treffen sich die 23 Mitgliedsstaaten des erweiterten Kartells erneut, um über die Zukunft ihrer Strategie zu beraten. Doch schon jetzt ist klar: Der Einfluss der Opec plus schwindet, während die Konkurrenz wächst.

Warum die Preise sinken

Die Gründe für den schwächelnden Ölmarkt sind vielfältig. Zum einen sorgt die schleppende Nachfrage aus China, der lange als Wachstumsmotor des globalen Marktes galt, für Ernüchterung. Statt der erwarteten 700.000 Barrel pro Tag steigt der chinesische Verbrauch nur um 144.000 Barrel – eine drastische Korrektur.

Gleichzeitig nimmt das Angebot außerhalb der Opec zu. Vor allem die Deregulierung der US-Schieferölindustrie unter dem designierten US-Präsidenten Donald Trump könnte die amerikanische Produktion ankurbeln. Länder wie Guyana, Kanada und Norwegen tragen ebenfalls zum wachsenden Angebot bei.

Für 2025 prognostiziert die Internationale Energieagentur (IEA) ein Produktionsplus von 1,5 Millionen Barrel pro Tag durch Nicht-Opec-Staaten – deutlich mehr als die erwartete Nachfrageerhöhung von 990.000 Barrel pro Tag.

Das Dilemma der Opec

Für die Opec plus bedeutet diese Entwicklung ein zweifaches Problem. Einerseits fehlen Spielräume, um die Förderkürzungen zu lockern, ohne den Markt weiter zu belasten. Andererseits riskiert das Kartell, durch die anhaltenden Kürzungen Marktanteile zu verlieren. Aktuell steuert die Opec plus etwa 39 Prozent des weltweiten Ölangebots – ein Rückgang gegenüber 41 Prozent im Vorjahr und 42 Prozent vor zwei Jahren.

Innerhalb des Kartells wachsen zudem die Spannungen. Länder wie Kasachstan und der Irak halten sich nicht an die vereinbarten Produktionsquoten, während Saudi-Arabien, das größte Mitglied, auf hohe Preise angewiesen ist, um seine ambitionierten Staatsprojekte zu finanzieren. Der Verlust an Marktanteilen bringt das Königreich jedoch zunehmend in eine Zwickmühle.

Die Konkurrenz schläft nicht

Während die Opec plus an ihrer Strategie feilt, bereitet sich die Konkurrenz auf ein Überangebot vor. Insbesondere die USA könnten von der Schwäche der Opec profitieren: Ihre Produktion lohnt sich bereits bei einem Preisniveau um 60 US-Dollar pro Barrel, womit sie auf dem aktuellen Markt konkurrenzfähig bleiben. Auch Brasilien, das zwar Mitglied der Opec plus ist, aber nicht an den Kürzungen teilnimmt, hat seine Produktionskapazitäten ausgebaut und könnte bald mehr Öl auf den Markt bringen.

Für den Ölmarkt deutet vieles auf einen Paradigmenwechsel hin. Die Opec plus, einst der Taktgeber des globalen Ölpreises, verliert an Einfluss, während neue Akteure an Bedeutung gewinnen. Die Frage bleibt, wie das Kartell auf diesen Wandel reagiert: mit weiteren Kürzungen, einer aggressiveren Förderstrategie – oder einer Neujustierung seiner Prioritäten.