20. Januar, 2025

Wirtschaft

Das Ende der Illusion: Wie Russlands Wirtschaft in die Krise schlingert

Nach drei Jahren überraschender Resilienz steht Russland 2025 vor massiven Herausforderungen. Neue Sanktionen und eine überhitzte Wirtschaft zeigen: Der Spielraum für Wachstum ist aufgebraucht.

Das Ende der Illusion: Wie Russlands Wirtschaft in die Krise schlingert
Der Kreml steht unter Druck: Neue Sanktionen und interne Missstände bringen die russische Wirtschaft an ihre Grenzen.

Die neue Realität der russischen Wirtschaft

Noch vor wenigen Jahren überraschte Russland die Welt mit seiner wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit trotz Krieg und Sanktionen. Doch zu Beginn des Jahres 2025 scheint das Blatt sich zu wenden.

Das komplette Aus des Gastransits durch die Ukraine und die härtesten US-Sanktionen gegen den russischen Ölsektor setzen die angeschlagene Wirtschaft weiter unter Druck.

Präsident Joe Biden zielt mit seinen Strafmaßnahmen gezielt auf die finanziellen Adern des Kremls, bevor sein Nachfolger Donald Trump das Ruder übernimmt.

„Die guten Jahre basierten auf massiven Staatsausgaben und aufgebrauchten Reserven. Jetzt sind die Grenzen erreicht“, erklärt Oleg Vjugin, ein ehemaliger Vizechef der russischen Zentralbank.

Die bitteren Folgen der Sanktionen

Die jüngsten US-Maßnahmen treffen eine ohnehin geschwächte Wirtschaft hart. Besonders die Ölindustrie, ein zentraler Pfeiler der russischen Einnahmen, steht im Fokus.

Während der komplette Stopp des Gastransits durch die Ukraine Einnahmeverluste von rund 6,5 Milliarden Dollar bedeutet, könnte der Verlust durch die Ölrestriktionen weitaus größer ausfallen. Experten schätzen, dass bis zu 50 Prozent der russischen Ölexporte per Tanker von den Sanktionen betroffen sein könnten.

Kartoffeln, Butter und andere Grundnahrungsmittel: Die Verbraucherpreise explodieren und belasten die Bevölkerung massiv.

„Die Auswirkungen könnten verheerend sein, da Tanker bereits in chinesischen Häfen blockiert werden“, erklärt Energieanalyst Michail Krutichin. Zwar sei China bekannt dafür, kreative Umwege zu finden, doch die Unsicherheit bleibe.

Das Wachstum der Vergangenheit rächt sich

Die beeindruckenden Wachstumszahlen der letzten Jahre – 3,6 Prozent im Jahr 2023 und ähnlich starke Werte für 2024 – täuschen über fundamentale Probleme hinweg.

Diese Erholung basierte vor allem auf immensen Staatsausgaben für den Krieg und künstlich geschaffenen Jobs in der Rüstungsindustrie. Gleichzeitig trieb eine historisch niedrige Arbeitslosigkeit die Löhne in die Höhe.

„Die Inflation hat all diese Erfolge zunichtegemacht“, so Vjugin.

Tatsächlich stiegen die Verbraucherpreise Ende 2024 auf knapp zehn Prozent, während die gefühlte Inflation in der Bevölkerung mit über 15 Prozent angegeben wird. Besonders Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln und Butter verzeichneten drastische Preissteigerungen von bis zu 100 Prozent.

Die anhaltend hohen Militärausgaben verschärfen die finanzielle Belastung und treiben Russland in eine wirtschaftliche Zwickmühle.

Zentralbank zwischen Inflation und Wachstum

Die russische Zentralbank befindet sich in einem Dilemma: Mit drastischen Leitzinserhöhungen von 7,5 auf 21 Prozent in nur 18 Monaten versucht sie, die Inflation in den Griff zu bekommen. Doch dieser Schritt bremst die ohnehin schwächelnde Wirtschaft aus.

Besonders private Unternehmen, die keine subventionierten Kredite wie staatliche Rüstungsbetriebe erhalten, geraten zunehmend in Schwierigkeiten.

In der Bau- und Immobilienbranche sind die Auswirkungen bereits spürbar. Viele Projekte werden gestoppt, und die Nachfrage nach Krediten geht zurück. Gleichzeitig parken Verbraucher ihr Geld lieber auf hochverzinsten Konten, statt es in Konsum oder Investitionen zu stecken.

Das könnte Sie auch interessieren:

Hat Trumps Drohung den Hamas-Deal erzwungen?
Mit deutlichen Worten drohte der designierte US-Präsident Donald Trump der Hamas. Der nun verkündete Geisel-Deal wirft die Frage auf, wie entscheidend sein Einfluss für die Verhandlungen war.