Ein elektrischer Kleinwagen, der die Massen ansprechen soll
Die durchschnittlichen Preise für Elektroautos sind in Deutschland im vergangenen Jahr auf über 47.000 Euro gestiegen. Gleichzeitig werden kleine, erschwingliche Modelle zunehmend vom Markt genommen, da ihre Produktion als wenig profitabel gilt.
Hier setzt Leapmotor mit dem T03 an – einem vollelektrischen Stadtauto, das für unter 20.000 Euro angeboten wird.
„Es gibt eine große Nachfrage im Kleinwagensegment, aber das Angebot ist extrem begrenzt“, sagt Tianshu Xin, Chef von Leapmotor International.
Mit der gezielten Marktlücke im Fokus will Leapmotor eine neue Käuferschicht erschließen. Und das Potenzial ist groß: Bereits im ersten Jahr konnte Leapmotor seinen Absatz in China auf 300.000 Fahrzeuge verdoppeln – Tendenz steigend.
Stellantis: Ein geschickter Partner im Hintergrund
Leapmotor gehört zu 49 % dem französisch-italienisch-amerikanischen Autoriesen Stellantis, dessen Marken wie Opel, Peugeot und Jeep bereits fest in Europa etabliert sind. Die Zusammenarbeit ermöglicht Leapmotor den Zugriff auf Stellantis’ umfassendes Händlernetz sowie Produktionskapazitäten in Europa.
Ein cleverer Schritt: Um die EU-Strafzölle auf fertige Autos aus China zu umgehen, wird der T03 als Bausatz importiert und in einem ehemaligen Fiat-Werk in Polen zusammengebaut.
Dadurch wird das Fahrzeug formal als europäisches Produkt deklariert – ein Modell, das künftig auch auf andere Leapmotor-Fahrzeuge ausgeweitet werden könnte.
Preisbrecher mit Potenzial: Der T03 im Vergleich
Mit einem Einstiegspreis von unter 20.000 Euro positioniert sich der T03 weit unterhalb der Konkurrenz. Zum Vergleich: Der günstigste elektrische Opel Corsa kostet über 30.000 Euro, bietet dabei jedoch kaum mehr Innenraum als der T03.
Auch technologisch zeigt sich Leapmotor konkurrenzfähig. Der Innenraum des Kleinwagens ist auf Funktionalität ausgelegt, während größere Modelle wie der SUV C10 mit moderner Software und Vollausstattung zu Preisen ab 36.000 Euro angeboten werden – deutlich günstiger als vergleichbare Peugeot- oder Tesla-Modelle.
Die politische Komponente: Zölle und Marktbarrieren
Während Leapmotor in Europa durch geschickte Produktionsverlagerung die Zölle umgeht, bleibt der US-Markt verschlossen. Präsident Biden hat die Einfuhrzölle auf chinesische Autos auf 100 % angehoben und ab 2027 ein Importverbot für Fahrzeuge mit chinesischer Software verhängt.
In Europa bleibt die Gegenwehr dagegen verhalten. Obwohl die EU zusätzliche Zölle für chinesische E-Autos beschlossen hat, erklärt Xin selbstbewusst: „Die Zölle sind da, aber wir bringen die Autos trotzdem auf den Markt.“
Die Expansion nach Europa, Nahost, Afrika und Südamerika sei fest eingeplant, mit einem Ziel von 500.000 verkauften Fahrzeugen pro Jahr außerhalb Chinas bis 2030.
Produktion und Technologie im Wandel
Neben dem T03 plant Leapmotor die Einführung weiterer Modelle, darunter ein SUV und eine Variante mit sogenanntem Range Extender – einem kleinen Verbrennungsmotor, der die Batterie während der Fahrt auflädt.
Diese Technologie, die in China bereits beliebt ist, könnte in Europa eine Marktlücke schließen, da sie Reichweiten von bis zu 1.000 Kilometern ermöglicht.
Stellantis und Leapmotor setzen dabei auf Flexibilität: Mit weltweit verteilten Produktionsstätten könnte die Fertigung künftiger Modelle je nach Marktanforderung schnell angepasst werden.
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