In den verwinkelten Gassen des malerischen Moselörtchens Veldenz in Rheinland-Pfalz zeichnet sich eine alltägliche Herausforderung ab, die symptomatisch für ein größeres, branchenweites Problem steht: Die schwindende Verfügbarkeit und Praktikabilität von Kleinwagen.
Dominique Klein, eine Pflegekraft, erlebt dies täglich, als sie versucht, ihren VW Polo – den Nachfolger des einstigen Stadtflitzers VW Up – durch enge Straßen zu manövrieren.
Ein Bild, das die zunehmende Schwierigkeit illustriert, in Zeiten steigender Umweltauflagen und wachsenden Kostendrucks, kleine und wendige Autos auf den Markt zu bringen.
Ein Markt im Wandel
Die Einstellung der Produktion des VW Up markiert nur die Spitze eines Eisbergs. Laut Helena Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft, erlebt das Segment der Kleinwagen ein regelrechtes Ausdünnen.
Die Umsetzung strengerer CO2-Vorgaben und die damit verbundenen Kosten für fortschrittliche Filtersysteme stellen insbesondere für Kleinwagen eine wirtschaftliche Herausforderung dar.
Die Folge: Ein paradoxes Angebotsvakuum, in einer Zeit, in der die Nachfrage nach effizienten und umweltfreundlichen Fahrzeugen eigentlich zunimmt.
Das Preisproblem
Trotz des Rückgangs der Produktion bleiben die Preise für Kleinwagen auf einem hohen Niveau. Der ADAC bestätigt, dass die Entwicklungskosten für die Einhaltung der Euro-6-Abgasnormen bereits eine Hürde darstellten, die sich durch Verkäufe kaum amortisieren ließ.
Die bevorstehende Euro-7-Norm könnte für viele Modelledas Aus bedeuten. Derweil berichtet Autohändler Heiko Schmitt von einer ungebrochenen Nachfrage nach gebrauchten Kleinwagen, was die Preissteigerungen in diesem Segment weiter antreibt.
Elektromobilität als Hoffnung?
Die Umstellung auf Elektromobilität birgt das Potential, die Lücke zu füllen, die durch das Verschwinden konventioneller Kleinwagen entsteht. Allerdings gestaltet sich der Übergang zu günstigeren E-Autos als schwierig.
„Schon das Erreichen der aktuellen Euro-6-Abgasnormen wäre bei diesen Modellen mit hohen Entwicklungskosten verbunden gewesen, die sich über Verkäufe nicht amortisiert hätten“, schreibt der Verkehrsclub ADAC.
Während Experten wie Stefan Bratzel von einer notwendigen Abwägung zwischen Umweltschutz und Erschwinglichkeit sprechen, deutet sich an, dass vor allem chinesische Hersteller wie BYD den europäischen Markt für erschwingliche Elektro-Kleinwagen aufmischen könnten.
Zwischenbilanz und Ausblick
Das Kleinwagen-Paradoxon offenbart ein tiefgreifendes Dilemma: Auf der einen Seite steht der Bedarf an umweltfreundlichen, praktischen und erschwinglichen Fahrzeugen, besonders in urbanen Räumen. Auf der anderen Seite macht die Kombination aus hohen Entwicklungs- und Produktionskosten sowie strengen Umweltauflagen die Produktion dieser Fahrzeugklasse zunehmend unattraktiv für Hersteller.
Die Hoffnung ruht nun auf der Elektromobilität und neuen Marktteilnehmern, die das Ruder herumreißen könnten. Doch bis dahin bleibt die Frage: Wie navigieren wir durch ein zunehmend enges Angebot an praktischen und bezahlbaren Kleinwagen?