27. November, 2024

Wirtschaft

Das Dilemma der Fiskalpolitik: Zwischen Sparmaßnahmen und Steuerschraube

Das Dilemma der Fiskalpolitik: Zwischen Sparmaßnahmen und Steuerschraube

Der steinige Pfad der Fiskalpolitik steht im Mittelpunkt aktueller Diskussionen über die Zukunft der britischen Haushaltsplanung. Experten wie Zaranko heben hervor, dass Finanzminister dazu neigen, unmittelbar nach Wahlen die Steuern zu erhöhen, um unangenehme Erinnerungen rechtzeitig verblassen zu lassen, bevor die nächste Wahlrunde startet. Historisch zeigt sich, dass es einfacher ist, Sparversprechungen zu machen, als diese tatsächlich durchzusetzen. Letztendlich werden Budgets oft doch wieder aufgestockt.

Zaranko betont, dass eine Steuererhöhung keine ausgemachte Sache ist. Laut Institutsberechnungen wären jedoch bis Ende des Jahrzehnts jährlich etwa 9 Milliarden Pfund zusätzlich nötig, um reale Kürzungen bei einigen Ministerien zu vermeiden. Angesichts des globalen wirtschaftlichen Gegenwinds erscheint eine Erhöhung der Steuern als wahrscheinliches Szenario, auch wenn eine Reduzierung von NHS-Ambitionen oder ein erhöhter Schuldensaldo ebenfalls Optionen sind.

Der heikle Balanceakt zeigt sich besonders in der öffentlichen Gehaltsentwicklung. Reeves genehmigte rasante Lohnerhöhungen, was den Druck auf andere Sektoren verstärkt. Ein NHS-Vertreter warnt, dass das Gesundheitsbudget jährlich um 3 Prozent steigen müsse, nur "um auf der Stelle zu treten". Zugleich schrumpfte die Friedensdividende, die ursprünglich von der Verteidigung in Richtung NHS umgelenkt worden war.

Die Office for Budget Responsibility (OBR) hob hervor, dass die angestrebte Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf 2,5 Prozent des BIP jährlich 17 Milliarden Pfund mehr erfordern würde. In den Budgetdokumenten wird eine Gehaltserhöhung von 2,6 Prozent als Basis vermerkt, weit über dem mickrigen Spielraum für tägliche Ausgaben, den die Kanzlerin selbst auferlegt hat. Eine weitere Straffung der Fiskalpolitik könnte daher notwendig werden.

Auch die Wirtschaft ist besorgt. Die Unternehmen sehen in der Erhöhung der Nationalversicherung um 26 Milliarden Pfund pro Jahr eine Belastung, die das Vertrauen in die Unterstützung durch die Regierung erschüttert. Andrew Jones von LondonMetric Property meint, ein gleichmäßiger Anstieg wäre wünschenswerter gewesen, als sofort drastische Maßnahmen zu ergreifen. Noch sei es zu früh, um die finanzpolitischen Entscheidungen endgültig zu bewerten. Das aktuelle Haushaltsdilemma fühlt sich an wie ein noch nicht beendetes Fußballspiel, bei dem erst das Halbzeitergebnis ein klareres Bild liefern könnte.