12. März, 2025

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Das Comeback der Rüstungsaktien – und was Anleger jetzt wissen müssen

Rheinmetall, RENK & Co. im Höhenflug: Warum der Boom erst beginnt.

Das Comeback der Rüstungsaktien – und was Anleger jetzt wissen müssen
Die Aktie des deutschen Rüstungskonzerns hat sich in den letzten zwei Jahren mehr als verdoppelt. Doch Kritiker warnen: Politische Unsicherheiten und mögliche Friedensverhandlungen könnten den Boom abrupt beenden.

Europa rüstet auf – und der Aktienmarkt zieht mit. Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall, RENK und HENSOLDT erleben einen Höhenflug, während Analysten von einer „Dekade der Wiederbewaffnung“ sprechen. Doch was treibt die Kurse an, und wo lauern Risiken für Anleger?

Die Aktienkurse europäischer Rüstungsunternehmen zeigen seit Monaten nur eine Richtung: nach oben. Nach einem schwachen Wochenausklang legten die Papiere von Rheinmetall am Montag um 0,76 Prozent auf 1.123,50 Euro zu, während HENSOLDT mit einem Plus von 2,29 Prozent auf 64,85 Euro besonders stark gefragt war.

Auch die RENK-Aktie stieg um 1,27 Prozent auf 35,96 Euro. In Frankreich zog Thales um 1,10 Prozent auf 239,30 Euro an. Die Rüstungsindustrie, lange Zeit von Anlegern eher gemieden, ist inzwischen einer der größten Gewinner der geopolitischen Unsicherheiten.

Quelle: Eulerpool

Rüstungsboom durch geopolitische Zeitenwende

Die globale Sicherheitslage hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Während Europa jahrzehntelang auf eine Friedensdividende setzte, dominiert nun der Begriff „Zeitenwende“ die Politik.

Der Ukraine-Krieg, wachsende Spannungen in Asien und die Unberechenbarkeit der US-Politik unter Donald Trump sorgen für einen Paradigmenwechsel in den Verteidigungsetats.

Laut George McWhirter, Analyst der Berenberg Bank, stehen die europäischen Verteidigungsbudgets vor einem „Dekaden-langen Wiederbewaffnungszyklus“.

Er erwartet, dass die Verteidigungsausgaben in den kommenden zehn Jahren jährlich im hohen einstelligen Prozentbereich wachsen werden. Rheinmetall ist für ihn dabei der klare Branchenfavorit.

„Die Verteidigungsindustrie befindet sich in einem strukturellen Wachstumszyklus, der von politischen Notwendigkeiten und langfristigen Investitionsprogrammen gestützt wird“, so McWhirter.

Die Nachfrage nach militärischem Gerät, insbesondere nach Artilleriemunition, Panzern und Luftverteidigungssystemen, steigt rasant.

Während europäische Konzerne auf Milliardenaufträge hoffen, könnten US-Budgetkürzungen unter Trump die globalen Verteidigungsausgaben bremsen – mit möglichen Folgen für Zulieferer.

Rheinmetall als klarer Gewinner

Rheinmetall profitiert besonders von diesem Trend. Das Düsseldorfer Unternehmen hat sich nicht nur als Europas führender Munitionslieferant etabliert, sondern auch als Schlüsselakteur bei gepanzerten Fahrzeugen und Luftverteidigungssystemen.

Quelle: Eulerpool

Allein im vergangenen Jahr konnte der Konzern seine Auftragsbücher um Milliardenaufträge füllen – darunter der 1,9-Milliarden-Euro-Deal für Leopard-2-Panzer und Munition für die Ukraine.

Ein weiteres Wachstumsfeld ist der Bereich der Luftabwehr: Rheinmetall arbeitet eng mit Partnern wie MBDA an Systemen zur Abwehr von Drohnen und Marschflugkörpern. Die Bedrohung durch iranische Shahed-Drohnen oder Hyperschallraketen treibt die Entwicklung neuer Verteidigungstechnologien voran – und damit auch die Aktienkurse.

RENK und HENSOLDT profitieren ebenfalls

Doch nicht nur Rheinmetall zieht Investoren an. RENK, ein Spezialist für Getriebe in Militärfahrzeugen, erlebt ebenfalls einen Nachfrageboom. Die deutsche Rüstungsindustrie wird zunehmend in europäische Rüstungsprojekte eingebunden, was RENK langfristig zugutekommt.

HENSOLDT wiederum ist als führender Anbieter von Radarsystemen und optischen Sensoren ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Rüstungstechnik. Das Unternehmen liefert unter anderem Radarsysteme für das Eurofighter-Programm und Hightech-Sensoren für die europäische Raketenabwehr.

USA auf Sparkurs? Der Trump-Effekt

Während Europa seine Verteidigungsausgaben massiv erhöht, ist die Lage in den USA weniger eindeutig. Der erneut gewählte Präsident Donald Trump hat angekündigt, die Rüstungsausgaben genau zu prüfen – und sein Berater Elon Musk gilt als Verfechter harter Budgetkürzungen. Das könnte die langfristigen Aussichten für US-Rüstungskonzerne trüben.

McWhirter senkte daher seine Kaufempfehlung für BAE Systems, das britische Rüstungsunternehmen, das stark vom US-Markt abhängig ist. Die Aktie fiel daraufhin um 0,32 Prozent auf 18,90 Euro.

Wie lange hält der Boom an?

Die entscheidende Frage für Anleger bleibt: Handelt es sich um einen langfristigen Wachstumsmarkt oder einen kurzfristigen Hype? Klar ist: Solange die geopolitische Lage angespannt bleibt, werden Rüstungsunternehmen volle Auftragsbücher haben. Doch politische Entscheidungen können den Markt stark beeinflussen – etwa durch Waffenexportbeschränkungen oder Haushaltskürzungen.

Rheinmetall-CEO Armin Papperger äußerte sich zuletzt optimistisch: „Wir stehen vor dem größten Wachstumsschub in der Geschichte unseres Unternehmens.“ Gleichzeitig warnen Analysten davor, dass ein Ende des Ukraine-Kriegs oder eine diplomatische Entspannung in anderen Konfliktregionen zu einer Neubewertung der Branche führen könnte.

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